So, hab mich soeben entschlossen, doch noch mein eigenes Tagebuch aufzumachen. Heute war so ein frustiger Tag, der mir fett vor Augen geführt hat, dass ich noch lange keine Nichtraucherin bin, sondern ich gerade nur nicht rauche...
Die Kurzzusammenfassung der nikotinverseuchten vorgeschichte: Zehn Jahre Rauchen, im Durchschnitt 1,5 Schachteln am Tag. Die letzten zwei Jahre ständige Versuche aufzuhören, aber bis auf den ersten, der drei Monate hielt, hab ich es immer nur ein paar Tage geschafft. War in denen völlig ungenießbar, schwankend zwischen totaler Aggression und erniedrigender Weinerlichkeit. Hab einmal sogar die Kontrolle verloren und einen Freund geohrfeigt, nicht fest, aber trotzdem, das war der totale Tiefpunkt. Der letzte Versuch der Schlusspunktmethode ist vor ein paar Tagen gescheitert, am nächsten Tag hab ich mir Pflaster geholt und damit ging der Entzug bisher ziemlich gut. Verhältnismässig eben. Und das läuft jetzt seit 10 Tagen. Zu sagen dass ich mich total gut fühle wäre gelogen, aber es ist auch nicht so dass ich nur an Kippen denke oder immer schlecht gelaunt wäre.
Vor allem hab ich wieder angefangen zu joggen und das ist das, was mir gerade am meisten gibt. Ich weiß noch dass ich als 13jährige so mit dem ersten Liebeskummer immer einfach losgelaufen bin, bis mein Kopf von allen miesen Gedanken befreit war und es nur noch Rhythmus und Strecke gab. Und am Ende ne ordentliche Ausschüttung Endorphine 
Später, ab 16, hab ich stattdessen immer geraucht: Wenns mir schlecht ging. Wenns mir gut ging. Wenn mir langweilig war. Wenn irgendwas spannend war. Wenn ich mich konzentrieren wollte. Oder mich ablenken wollte. Aus Einsamkeit. Aus Geselligkeit. Egal was, es war immer ein Grund zum Rauchen.
Aber da ich ja eigentlich nich ganz blöd bin, gesteh ich mir seit einiger Zeit ja doch ein, dass es viele Gründe gibt, nicht zu Rauchen, aber keinen einzigen (vernünftigen) zu rauchen. Die gescheiterten Versuche aufzuhören waren etliche, meine Freunde haben es gar nicht mehr ernst genommen, auch wenn es mir immer bitter ernst war. Und jetzt ist es bei mir hoffentlich wirklich so weit.
Der Frust heute, Tag 10: ein kleiner Rückfall. Ich lese ein spannendes Buch, bin total in der Geschichte drin, es wird immer dramatischer, und was machen die Hauptfiguren? Natürlich rauchen: „Normalerweise rauche ich ja nicht, aber jetzt ist mir alles egal“ (Zitat). Blöd wenn man Mitbewohner hat, die rauchen und ihre Kippen überall liegen lassen. Jedenfalls war das die erste Zigarette seit zehn Tagen, und sie hat blöderweise auch noch geschmeckt. Aber das ist auch egal. Hatte einen Bekannten, der überzeugend dargestellt hat, dass ein Heroinrausch sich unbeschreiblich gut anfühlt, so what? Als würde ich deswegen diesem zweifelhaften Vergnügen nachgehen wollen
Naja, bin also etwas enttäuscht von mir. Und muss jetzt auch noch eine meiner besten Freundinnen anlügen, mit der ich eine hohe Wette am Laufen habe. Ich besitze ein unglaublich hässliches Ballkleid aus lila samt mit silbernem Glitzer und extrem weitem Ausschnitt, alles in allem an Geschmacklosigkeit kaum noch zu übertreffen, und habe mit ihr gewettet, dass ich es einen Tag in der Uni tragen muss, wenn ich bis zum 4.April rauche. Durchaus eine motivierende Wette- ich würde mich sehr schämen. Die eine Zigarette heute war ein Ausrutscher, wird nicht wieder vorkommen und bleibt unter uns...ja?
Ansonsten war ich frustriert, weil ich laufen war und erstmalig Bekanntschaft mit nem Krampf gemacht habe. War sehr unangenehm, in super tollen Laufklamotten zur U-Bahn zu humpeln, zum Glück habe ich niemanden getroffen. Mach mir ein warmes Bad in der Wanne, fällt mir mein DiscMan rein- futsch. Also geht die Kohle der ersten 2Monate nich rauchen schonmal drauf um ihn zu ersetzen. Hatte mich ausserdem schon vor dem Laufen nicht hundert Prozent wohl gefühlt, Temperatur gemessen – nur leicht erhöht, nicht ernst genommen. Nach Laufen und Krampfen wieder gemessen und schon geht es doch eher Richtung Fieber. Super, jetzt bleib ich also an einem Freitag Abend zu Hause, denn krank werden passt so gar nicht in den Termin Kalender.
Keine Sorge, so lange Beiträge schreiben auch nicht... Das war ne Ausnahme... Sonst liest das ja niemand und ich hoff ja schon auf Unterstützung....
Solidarische Grüße an alle nichtrauchenden Ex-Raucher!! Sue
hallo sue
doch doch...schreib mal weiter so lange beiträge...ich aheb das sehr gerne eben gelesen!!
und ich bin gespannt, wie es weiter gehen wird mit deinem entzug...also tapfer durchhalten, ok?
Danke Florence...
heut war ein viel besserer Tag, wobei zugegebenermaßen auch nich ganz rauchfrei. Während des Qualifikationsspiels, naja... :oops: Aber viel wichtiger war später die erste Party, auf der ich mich wirklich wohl gefühlt habe ohne rauchen. Nicht nur wohl, sondern beinahe euphorisch. Alle anderen zu sehen, die ständig rauchen, die am Ende, bei extremer Zigarettenknappheit verlegen rumfragen "tschuldigung, hast Du vielleicht..." und es war weder Mitleid, noch ein arrogantes Gefühl ihnen gegenüber, sondern einfach nur Freude, dass ich selbst nich rauche...
Warum ich heute wieder etwas, wegen der Wette sogar noch so halb heimlich geraucht habe- ich weiss es nicht wirklich. Ich glaube einerseits ist es ein Problem, wie schnell man das Elend vergißt. Eine Zigarette alle paar Tage wäre ja tatsächlich nicht das Problem, wenn es dabei bliebe. Nur tut es das ja nicht. Aber diese Gedanken, naja, diese eine, das ist doch echt ok,... die kommen dann doch schnell nach gerade mal zehn Tagen Nicht Rauchen. Zum anderen hatte ich keine bewußt gerauchte letzte Zigarette gehabt. Und meinte, die nachholen zu müssen. Die hatte ich heute am frühen Abend, sie war eklig, und ich will nie wieder rauchen. Das war die letzte blöde Ausrede. Sollte mir demnächst noch eine in den Sinn kommen, gehört mir ordentlich der Kopf gewaschen...
Ansonsten bin ich grad nicht mehr nüchtern und geh jetzt schlafen und bin gespannt wie sich der erste fast Nichtraucher Kater morgen anfühlt...
Sue
Hallo Sue,
laß es sein, rauch keine mehr. Du rutscht wieder ab ins volle Raucherleben.
Der Teufel hat Dich dann wieder voll in Gewalt. Willst Du daß ?
HALTE DURCH!!!
MfG
Wölfi
Guten morgen Sue!
Ich muß Wölfi absolut recht geben! Mir ging es nämlich genau so! Ich hab fünf Tage nicht geraucht, dann am sechsten Tag ein bißchen und dann war es immer einfacher zu sagen, "ach, eine kannste ruhig, Du weißt ja, daß Du wieder aufhören kannst" und dann wird es automatisch immer mehr und mehr und er :twisted: kriegt Dich langsam aber sicher wieder voll in seine Gewalt! Mittlerweile rauche ich nicht nur am WoE sondern auch schon wieder in der Woche ab und zu. Ist zwar oft nur eine Zigarette am Tag, aber wie gesagt, es wird immer mehr und die Hemmschwelle immer leichter zu überwinden! Aber ab dem 20. Oktober 2003 hör ich komplett auf! Ich denke, es geht nur ganz oder gar nicht!!!
Also, halt durch!! Du schaffst das!!!
Lieben Gruß, Wiebke
[b:8707edcd57]~ Wirklich reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat als ihm die Realität zerstören kann ~ [/b:8707edcd57]
Hallo Sue,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Entschluß, mit dem Rauchen aufzuhören.
Dass du allerdings deine beste Freundin belügst wegen diesem albernen Wetteinsatz zeigt doch sehr deutlich wie stark deine psychische Nikotinabhängigkeit noch ist. ( Lieber eine rauchen und die beste Freundin besch... als einmal konsequent sein) Du redest dir nur ein, noch eine (nur eine) rauchen zu müssen, weil du keine "letzte Zigarette" hattest, es gerade geregnet hat, als du die letzte Zigarette geraucht hast, es nicht deine Lieblingsmarke war, du sie nicht zu einer leckeren Tasse Kaffee geraucht hast.... . So machst du dir immer etwas vor und schaffst es nie aufzuhören. Nimm dir doch als kleine Motivation einfach vor, den Wetteinsatz tatsächlich einzulösen, wenn Du das nächte mal rauchst.
Die einzige Chance ist, nicht mehr zu rauchen, keine mehr, nie mehr.
Viel Glück weiterhin,
Ralle
Hallo, da bin ich wieder :oops:
Meine Abwege waren insgesamt vier Tage lang, jetzt bin ich seit zwei Tagen wieder komplett clean, auch ohne Pflaster.
Danke für eure Aufmunterungen, ich weiß in meinen denkenden Phasen ja auch, dass ihr recht habt, aber was ich noch nicht weiß, ist, wie ich mit meinen Aussetzern umgehe. Das Gefühl, "ist doch egal, wenn ich die eine rauche". Tatsächlich habe ich auch in den vier abwegigen Tagen keinen Cent für Kippen ausgegeben, nur abends geraucht, und dabei geschnorrt. Aber meine psychische Abhängigkeit ist damit trotzdem bewiesen. Und sicher dauerts nich allzu lange, bis ich auch wieder auf mein altes Pensum und die alten Kosten zurück gewesen wäre...
Hoffe nochmal die Notbremse gezogen zu haben mit meinem neuen Schlußstrich, aber wie soll ich das wissen, wie soll ich mir selbst gerade vertrauen?
Und gut gehts mir auch nicht. Irgendwer hat hier ein Posting über Rauchen und Dopamin geschrieben und mir kommt es tatsächlich so vor als sei ich die ganze Zeit oder zumindest in schwankenden Teilabschnitten einfach so ein wenig depressiv. Alles ist egal. Ich empfinde keine richtige Freude, von gelegentlichen Nichtraucheneuphorien abgesehen. Aber denen folgen andere Phasen voller vernebelter und düsterer Gedanken. Was das Leben allgemein betrifft, aber auch was das NichtRauchen angeht.
Kostprobe absurder Gedanken zu letzterem? Da ärgere ich mich z.b., dass meine Geruchsnerven wieder funktionieren. Das mag auf dem Land ja schön sein, in der Stadt ist es eine Strafe. Berlin stinkt. Die Menschen, nach Rauch, Schweiß, Knoblauch; die Straßen nach Hundescheiße oder Abgasen usw usf. Bessere Geschmacksnerven? Ich schmecke auch so schon gut genug! Mehr will ich gar nicht schmecken; selbst als Nichtraucherin hab ich vielleicht höchstens so viel Geld, dass ich von Aldi zu Plus aufsteigen kann, aber KaDeWe kann ich mir ja doch nicht leisten. Insofern schmecke ich dann doch nur meinen Verzicht besser raus. Und so weiter und so fort. Kein Gedanke zu bescheuert, als dass ich nicht fähig wäre ihn zu denken!
Die allgemeine Niedergeschlagenheit könnte natürlich auch daran liegen, dass mir einfach gerade bewußter ist, dass mein Leben gerade einfach etwas öde ist - Uni, Arbeiten, und abends mal mit Freunden in die Kneipe. Das was Florence beschreibt geht mir gerade auch total so, das Gefühl, das man als Nichtraucherin plötzlich meint, sein Leben ändern zu müssen. Nach neuem Sinn und Inhalt sucht. Ich weiß nur noch nicht wie ich meines füllen möchte...
Außer dass mich laufen offenbar glücklicher stimmt. Obwohl das genau betrachtet auch ein beklopptes Hobby ist. Ohne äussere Not von einem xbeliebigen Punkt zum nächsten zu rennen. Gibts trotzdem wen, der mit mir als Neu Nichtraucher vom Berlin Marathon näxtes Jahr träumen will?
Immer wieder und neu abstinente Grüße,
Sue
Guten morgen Sue!
Du schreibst mir aus der Seele! Mir geht es ganz genauso. Ich bin im Moment auch am Ausreden suchen und erfinde alle möglichen Sachen, die für das Rauchen sprechen, obwohl ich ganz genau weiß, daß es mir ohne wesentlich besser geht. Gesundheitlich sowie natürlich auch finanziell!! Ich hatte gedacht, ich könnte "Wochenendraucher" werden... Ha, ha, ha! Da hatte auch vier Wochen hingehauen. Und dann hab ich angefangen mit einer Zigarette in der Woche, weil so nach dem Motto, ich rauch ja eh am WoE da schadet eine in der Woche nicht. Denkste, nach und nach war ich fast schon wieder voll dabei! Ich hab für mich jetzt auf jeden Fall festgestellt, daß ich nur ganz oder gar nicht kann! Und ab Montag werd ich dann komplett aufhören, und ich hoffe, daß ich es schaffen werde! Noch bin ich ganz zuversichtlich! Gestern hab ich mir mal die Tips von Lindinger durchgelesen (Anfangstips zum Ausstieg und Durchhalten). Und da steht einiges drin, was wirklich hilfreich ist. Ich werde es testen! Auf jeden Fall wünsche ich uns allen, daß wir es schaffen werden, ihn :twisted: dauerhaft zu besiegen!
Lieben Gruß, Wiebke
[b:8707edcd57]~ Wirklich reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat als ihm die Realität zerstören kann ~ [/b:8707edcd57]
Hi Sue und Wiebke!
... das ist ja auch der Grund, warum ich denke, das wir ein gutes
Aufhör-Team ergeben werden. Ich hab auch arg emotional zu
kämpfen, das hab ich in meinen 2kürzlichen Versuchen deutlicher
als mir lieb zu spüren bekommen. Aber ich denke, daraus kann
auch viel Kraft und letztlich Gutes erwachsen: Sue, vielleich ist
es ein echter Impuls Dein "ödes" Leben zu ändern, neue Hobbies
zu beginnen, neue Leute kennen zu lernen.
Mit Sicherheit wird es eine Phase des Umbruchs werden. Man ist
halt einfach mehr gezwungen, sich mit sich selbst auseinander zu
setzen, sich stärker zu spüren, weil man sich nicht ständig wegnebeln kann! Aber ich denke, darin steckt auch eine große Chance und
ich bin mir sicher: mit Kippen hättest Du doch jetzt genauso Deinen
emotionalen Durchhänger, oder? Glücklicher machen die wirklich
auf ´ner rein chemischen Ebene. (Dopamin)
Liebsten sonnigen Gruß an Euch Gleichgesinnte. Mir tut der Austausch sehr gut!
Schnittiline
rauchfrei seit 11.Juni 2005!
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Hi Schnittiline!
Gruß zurück, Wiebke
Wie recht Du doch hast! Mir tut der Ausstausch auch sehr gut! Ich rauche zwar noch, aber deutlich weniger, ich freue mich auf Montag und schmecken tun die Sch...Kippen auch nicht mehr wirklich!
Lieben auch sonnnigen
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Mir tut das Forum auch echt gut. Zumindest wenn ich nicht rauche. Dann gewinnt aber noch immer mal wieder dieser Idiot :twisted: und dann möcht ich mich am liebsten drücken hier reinzuschauen. Aber tus dann doch wieder. Denn mein Vorhaben hat sich ja doch nicht geändert, ich werde Nichtraucherin mit ein paar Umwegen, aber die letzte Schlacht gewinne ich.
Wollt ich vor allem dem da mal in aller Öffentlichkeit mitteilen :twisted: !
Und @ wiebke und schnittiline: Dank euch für die Aufmunterung. Klar schaffen wir es zusammen. Und ja, ich bin auch schon ganz fleissig dabei, mein "ödes" (so schlimm isses gar nicht
) Leben zu ändern. Die Beziehung zu meinem rauchenden Freund wurde endlich mal beendet, sie hatte genauso wenig Zukunft wie meine sehr viel ätzendere Langzeitaffäre mit den Zigaretten, und als wir uns so mit Tränen in den Augen getrennt haben, waren wir leider kurzfristig nochmal zu dritt, aber jetzt bin ich fröhlicher Single.
Also auf zum dritten Anlauf hintereinander, da rutsch ich doch quasi zeitlich auch noch in den Club der 20, welch nette Gesellschaft
.
Liebe Grüße an alle und toi toi toi allen im Club20,
Sue
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