Diesmal wird's was Elsa!

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Grashalm
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Huhu, Elsa!?

Huhu, Elsa!?

Wieder besser? Ja, der Lateiner hat recht... und unsereins ist so modern, liberal und hihi links...
aber Anstand ist ne feine Tugend!

Musste mal raus (ist schwerer, als "Rotfront" zu quaken!),

Sabine

Vinca
Manno, Elsa, bei dir ist ja

Manno, Elsa, bei dir ist ja auch nur Ärger gewesen. Willst du dich nicht lieber mal über was ärgern, was du ändern kannst? Ich bin ganz sicher, dein Sohnemann hat den Tag trotzdem noch in schöner Erinnerung, weil du für alles gesorgt hast und letztlich alles wieder mal geklappt hat.

Außerdem wird er herausbekommen, woran es gelegen hat, und das könntest du uns dann ja auch mal erzählen.

Ich habe sowas nie erlebt, muss ich sagen. Ich habe aber immer versucht, meine Kinder dazu zu bewegen, nicht mehr als fünf Kinder einzuladen. Irgendwie wollte man der Rasselbande ja noch Herr werden. Und wenn der Tag dann glücklich zu Ende war, war ich immer über alle Maßen froh. Kindergeburtstage fand ich schon immer horrormäßig anstrengend.

LG Vinca

Vinca
Elsa, superschön deine

Elsa, superschön deine Mammaduschgeschichte bei Teepott, na das erklärt ja einiges....

Und wehe, wenn Sabine uns nicht bald mal aufklärt, was sie da macht mit der Pusteblume...

Liebe Grüße
Vinca

Teepott
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:shock: die toben ....

:shock: die toben ....

Elsa
So, da hab ich ja heute

So, da hab ich ja heute versprochen, dass ich Euch erzählen will, warum ich ein Anti-Toskanabuch schreiben will und warum das "Bloß nicht in der Toskana sterben" heißen soll...

[size=18:6891ca62a9][b:6891ca62a9]Bloß nicht in der Toskana sterben! [/b:6891ca62a9][/size:6891ca62a9]

[i:6891ca62a9]“Caterpillar sets the industry standard with powerful, comfortable, versatile machines designed to do more work faster.”[/i:6891ca62a9]

Urlaub machen in der Toskana, natürlich, das ist wunderbar. Diese einzigartige Landschaft, mit ihren unzähligen Farbnuancen – wer hat je allein so viele Grüntöne gesehen - ein angenehmes, warmes Klima, das dem verregneten mitteleuropäischen Sommer zu entfliehen hilft, eine einfache, aber dafür um so bessere Küche, die den Verlockungen der Globalisierung tapfer standhält und der Wein, natürlich der Wein. Nicht zuletzt Kultur, Geschichte. Es gibt keine Region in der Welt, die soviel Kunstwerke hortet, wie die Toskana. Egal, welchen Reiseführer man aufschlägt, die Toskana gilt als “perfekte Verquickung von Geist-Kunst-Natur”, als Wiege des Humanismus, als ....

[i:6891ca62a9]“Caterpillar sets the industry standard with powerful, comfortable, versatile machines designed to do more work faster.”[/i:6891ca62a9]

Wer hat nicht schon mal davon geträumt, in die Toskana auszuwandern. Zumindest ernte ich ständig Neid, wenn ich sage, daß ich nun seit achtzehn Jahren hier lebe. Ja, achtzehn Jahre, acht in Florenz und zehn mitten drin: in einer Villa auf einem Hügel mit “Weltblick”, wie ein Freund sagt: Landschaft, viel Landschaft, darin verstreute Häuser, vereinzelte Schornsteine, hier und da Kleinindustrie, Straßen, Eisenbahnen. Die ganze Welt auf einen Blick: Weltblick., wunderbar!

[i:6891ca62a9]“Caterpillar sets the industry standard with powerful, comfortable, versatile machines designed to do more work faster.”[/i:6891ca62a9]

Und dann war er plötzlich da, der Cat. Es war an einem heißen Sonntag im August. Roberto R. war am Tag zuvor gestorben. Roberto R. war ein typischer Bewohner der Kleinstadt im Valdelsa gewesen. Zusammen mit seinen Brüdern, Söhnen und sonstigen Verwandten hatte er es mit einem mittelständigen Familien-Handwerksbetrieb zu relativem Wohlstand gebracht. Sonntags ging er mit seinen Kumpels auf die Wildschweinjagd, über die dann während der Woche beim Café in der Bar gefachsimpelt wurde. Vor allem die “Padelle” (wenn der Schuß daneben geht) der anderen wurden ausführlich kommentiert. Roberto R. war nur 65 Jahre alt geworden, der Krebs hat ihn getötet.

[i:6891ca62a9]“Caterpillar sets the industry standard with powerful, comfortable, versatile machines designed to do more work faster.”[/i:6891ca62a9]

Nun stand ich zusammen mit meinem Mann – der mit R.R. beruflich und freundschaftlich verbunden war – vor dem Krankenhaus, in dem R.R. gestorben war. Ein häßlicher, heruntergekommener Betonklotz, in dem es sicherlich keine Freude ist, zu sterben: inkompetente, unmotivierte bis grob fahrlässig handelnde Ärzte (die auch meinen älteren Sohn schon fast auf dem Gewissen hatten), ignorantes Pflegepersonal (wer ins Krankenhaus kommt, nimmt sich besser eine eigene Pflegerin – in der Regel Mutter, Tochter, Großmutter – mit), überfüllte Sechs- bis Achtbettzimmer (in denen aufgrund der privaten Pflegerinnen immer mindestens 12 bis 16 Personen wohnen). Wahrlich kein Spaß.

[i:6891ca62a9]“Caterpillar sets the industry standard with powerful, comfortable, versatile machines designed to do more work faster.”[/i:6891ca62a9]

Wir , mein Mann, ich und andere Trauergäste warteten also darauf, dass der Sarg in den bereitstehenden Leichenwagen getragen wurde. Währenddessen sah ich mich um: R.R. war offensichtlich in der Kleinstadt kein Unbekannter gewesen: mehrere Hunderte waren gekommen, um ihn zum Friedhof zu begleiten: Jäger, viele Jäger, daneben einige der Handwerkskollegen: Elektriker, Klempner, Maurer, Anstreicher.... alles, fast alles Männer: Frauen waren nur sehr wenige anwesend, als Begleitung ihrer Männer – so wie ich auch – glücklicherweise: denn wenn ich Roberto in irgendeiner Weise nahe gestanden wäre, hätte ich mich wohl mit dem Cat angelegt.

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Während der Wartezeit lief man in der Menge herum, guckte wer so da war (und wer nicht). Grüßte sich verhalten, „wie geht’s“, „gut“, „naja“, „der arme Roberto“, „zuletzt gings ja doch sehr schnell“ – „puh ist das heiß heute“ – „tapfer gekämpft hat er ja“, „vor zwei Wochen noch hat er den Hund abgerichtet“....

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Irgendwann kam dann Bewegung in die Menge. Die Tür von der Leichenhalle im Krankenhaus wurde geöffnet, die Sargträger trugen den Sarg zu dem bereitstehenden Leichenwagen. Ein Kranz wurde noch befestigt, dann setzte sich der Wagen langsam in Bewegung – die Menge ebenfalls. In Italien gibt es noch den Leichenzug: so bewegten wir uns mit dem Leichenwagen vorweg in Richtung Friedhof. Vorne irgendwo sah ich eine Standarte der italienischen Blutspendeorganisation, der Roberto offenbar angehörte, ansonsten vor allem toskanische Männer, die sich für den Anlaß fein gemacht hatten: Einige trugen frisch gewaschene Militärhosen und –hemden – offensichtlich ein Tribut an die Jagdleidenschaft des Toten oder an die ‚apertura di caccia’ (die Jagderöffnung), die kurz bevor stand und die Roberto nicht mehr mitmachen sollte.

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Wie gesagt, es war August, es war heiß. Die Straße vom Krankenhaus zum Friedhof besitzt eine ziemliche Steigung. So zogen wir langsam und schwitzend dahin. Vor und hinter mir wurde geredet: „Puh, ist das heiß heute.“ (so als ob: „Hätte er nicht einen kühleren Tag zum Sterben wählen können?“) oder „Ich habe einen neuen Jagdhund, der jagt wirklich prima.“ oder „Samstag sehen wir uns bei Lido, um die apertura zu besprechen.“ und zwischendurch immer wieder: „Der arme Roberto, na gut, dass er nicht so lange leiden mußte.“

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So kamen wir dann also nach etwa einer Viertelstunde Leichenzug - einige schweigend und schwitzend, andere quatschend und schwitzend – endlich am Friedhof an. Weil Roberto sich offenbar für eine nicht kirchliche Beerdigung entschieden hatte, bog der Leichenwagen in ein kleines Areal des Friedhofs ein, das mit einer hohen Mauer vom Rest des Friedhofs abgegrenzt war. Wenn ihr Don Camillo und Beppone gelesen oder gesehen habt, dann wißt ihr, dass man in Italien zwar Kommunist sein kann, aber auf die Segnungen der katholischen Kirche vorsichtshalber doch lieber nicht verzichtet. Man weiß ja nie. Deshalb ist die Toskana zwar seit mittlerweile 100 Jahren eine rote Hochburg, aber für die toten Heiden reicht ein ziemlich enger Raum auf dem Friedhof.

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Und da stand er dann, der Caterpillar – neben einem ausgeschaufelten Grab. „Na“, dachte ich noch völlig unschuldig so bei mir, „den hätten sie ja vielleicht doch mal an die Seite fahren können. Wir wissen ja, wie Gräber ausgehoben werden, aber eigentlich wollen wir das so genau doch nicht wissen.“ Hätte ich näher hingeschaut, hätte ich gesehen, dass ein kleiner Erdhaufen direkt neben dem Grab und ein größerer Haufen daneben aufgetürmt waren. Aber dann ging alles ganz schnell: Der Leichenwagen fuhr in die Nähe des Grabs, die Sargträger holten den Sarg heraus, versenkten ihn in der Erde. Drei Friedhofsarbeiter in Arbeitsklamotten schaufelten mit ihren Schüppen die Erde des kleinen Haufens auf den Grab. (Halt: ich muß noch schnell dazwischen schieben, für alle die, die es noch nicht gemerkt haben: Es gab keine Totenfeier, keine Rede, keine Erinnerung an den Toten – einfach nix.) Als der kleine Erdhaufen weggeschaufelt war, warf einer der drei Arbeiter seine Schaufel weg und bewegte sich auf den Cat zu.

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Bevor ich überhaupt begriff, was passierte, war der Cat angeworfen, die Baggerschaufel ausgefahren und die Erde des großen Erdhaufens unter Getöse und Gestinke auf den Sarg befördert, während die anderen beiden Arbeiter auf ihre Schüppen gestützt zuschauten. Die Werbung lügt nicht: kraftvoll, bequem und vielseitig, um mehr Arbeit schneller zu leisten. Was beschwer ich mich denn? Roberto wird’s wahrscheinlich auch egal gewesen sein, aber ich weiß seit diesem Sonntag im August: Bloß nicht in der Toskana sterben!

Vinca
das gibt´s doch nicht! Elsa,

das gibt´s doch nicht! Elsa, da bleibt einem ja die Spucke weg, du hast hoffentlich nicht noch mehr solcher Geschichten?(obwohl sie wunderbar erzählt ist)

Teepott
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Lass die bloß bis heute abend

Lass die bloß bis heute abend stehen.... ich muss heute wirklich arbeiten und würde sie gerne noch lesen.... danköööö und fühl dich ma gedrückt

Maggi
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Schöne Geschichte Elsa, jetzt

Schöne Geschichte Elsa, jetzt weiß ich auch warum ich eher ein Fan von Süditalien bin Smile
Obwohl dort habe ich bis jetzt nur eine Hochzeit erlebt, wer weiß wie es da bei einer Beerdigung abgeht.
Lg. Maggi

Grashalm
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Vorzügliche Geschichte,

Vorzügliche Geschichte, trefflich erzählt! Inhaltlich das Gegenteil von diesem wunderbaren Film, wie hieß er, "Rosannas letzter Wille"? Jetzt überlege ich fieberhaft, wo der spielte. Aber ist wahrscheinlich egal, der Punkt war sicherlich Robertos Atheistentum - he? Oder wäre ihm als ordentlichem Papisten auch die letzte Ehre durch dieses Gerät erwiesen worden?

Elsa
Leider paßt die

Leider paßt die Unterscheidung Atheismus-Papismus hier nicht - Ich war auch geneigt, es als weltliche Antizipation der Hölle zu betrachten...ich mußte die ganze Geschichte allerdings dann noch einmal durchleiden bei einer Beerdigung, wo es vorher ne Messe gab und der Pope auch noch am Grab nen Vaterunser gebetet hat, beim zweiten Mal war ich aber klüger und habe mich weggeschlichen, bevor der Cat angeworfen wurde.

Nein, es hat wohl was mit der Kulturlosigkeit (ist ja noch nett gesagt, oder - ich könnte wohl mit gutem Recht auch Menschenverachtung sagen) der Stadtverwaltung von dieser schrecklichen Kleinstadt hier zu tun, die ich abgrundtief verachte - immer mehr und immer mehr....bisher habe ich noch keine Beerdigungen in anderen Kleinstädten hier erlebt...ich müßte dann mal eine Feldstudie betreiben, wenn ich mein Buch schreiben will...aber erstmal hab ich dafür keine Zeit....

@ Maggi: Im Süden ist's bestimmt ganz anders, aber wie? aber besser? Kommt wohl auch da drauf an, wo genau.... weiß auch nicht...

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