Hallo Shera,

mit dem Rauchen aufzuhören, war wohl die beste Idee deines Lebens

Ein paar Fakten:

- Das Nikotin ist nach etwa 20-30 Minuten bereits vollständig aus deinem Körper verschwunden. Aus diesem Grund müssen Raucher auch in etwa diesem Rhythmus für Nachschub sorgen. Abbauprodukte sind länger im Körper - aber das ist ja kein Nikotin mehr.
- Nikotin macht körperlich abhängig. Diese Abhängigkeit ist nur sehr schwach, kein Vergleich mit Alkohol oder anderen harten Drogen. Dennoch bekommt man körperliche Entzugserscheinungen, die etwa 3 Tage, maximal eine Woche anhalten. Schwindel, leichtes Zittern, frieren und anderes gehören dazu, sind aber nur schwach ausgeprägt.
- Nikotin macht psychisch abhängig. Diese Abhängigkeit kann problemlos mit Alkohol, Heroin und Kokain mithalten. Sie ist sehr stark ausgeprägt und wird dich eine ganze Weile beschäftigen. Schlaflosigkeit, Nervosität, Aggressivität, Niedergeschlagenheit, leichte bis mittlere Depressionen und Heißhunger sind typische Entzugserscheinungen.
- Entzugserscheinungen sind individuell. Nicht jeder wird alles genannte erleben, jeder kann andere Erlebnisse haben und bei jedem sind sie individuell ausgeprägt. Es gibt also keine Regel "nach so und so viel Tagen kriegste das und das".

Wie du siehst, hast du also im Moment zwei :twisted: auf der Schulter - darum nennt man diese erste Phase auch "Hellweek". Wenn die körperlichen Entzugserscheinungen verschwunden sind, wird es leichter. Versprochen.
Mögliche Hilfsmittel, die es leichter machen:
- Wasser. Viel Wasser. Oasenweise. Ich habe in der Anfangszeit eine Kiste Selters pro Tag heruntergespült. Immer einen ordentlichen Zug aus der Pulle nehmen, wenn der Schmacht kommt.
- Ablenkung. Alles, was ablenkt und deine Gedanken von den Kippen wegdreht, ist gut. Spaziergänge mit dem Hund sind da eine Maßnahme, andere lesen Bücher im Hunderterpack, wieder andere lernen Fremdsprachen...
- Metholhaltige und zuckerfreie Bonbons. Airwaves zum Beispiel. Menthol ist in Zigaretten beigemischt, um den Schmerz beim Einatmen des Rauchs zu betäuben und wirkt zugleich als Suchtverstärker. Mit solchen Bonbons kann man den inneren Schweinehund also täuschen.
- Hier schreiben und sich den Schmachter von der Seele tippen. Hier findet sich immer jemand, der einen guten Tip auf Lager hat.
- Das allerbeste Hilfsmittel ist aber: Sturheit. Wann immer der Druck schlimm wird, sich sagen: Nein, ich hab da keinen Bock mehr drauf *fußaufstampf* !!! Und dann was anderes machen.

Was auf dich die nächsten Tage an Erlebnissen wartet:
- Dir wird auffallen, das du urplötzlich mehrere Größenordnungen besser riechen kannst. Das ist nicht übertrieben, deine Geruchswelt ist im Moment Schwarzweiß-TV, in kürze wird es farbig.
- Schon jetzt müßtest du merken, das du ein wenig mehr Kondition hast und nicht mehr so schnell ermüdest. Das ist das abgebaute Kohlenmonoxid im Blut, das sonst den Sauerstofftransport im Körper behindert hat.
- Nach wenigen Tagen wird dir auffallen, das du nicht mehr so schnell aus der Puste kommst. Die Atemwege und die Lunge, sonst total verkrampft (Schutzreaktion des Körpers gegen Rauch aller Art, teilweise unterdrückt durch beigefügte Stoffe in den Zigaretten), entspannen sich wieder.
- Deine Verdauung wird sich umstellen. Von schnellstmöglicher Entgiftung auf Normalbetrieb. Es werden über etwa 3 Wochen hinweg große Mengen Gifte noch ausgeschieden, die sich sehr unangenehm bemerkbar machen.
- Eventuell wird dir auffallen, das du plötzlich erheblich empfindlicher auf Berührungen reagierst. Das ist normal, Nikotin stört massiv die Durchblutung im gesamten Körper, dadurch wird die Haut auch nicht gut durchblutet. Die Nerven leiden regelrecht "Hunger" und arbeiten nicht mehr richtig. Dies normalisiert sich wieder.
- Deine Haut wird wieder normal aussehen. Die Mangeldurchblutung läßt sie leicht grau wirken. Außerdem werden deine ständigen kalten Hände und Füße verschwinden. Auch dies ist eine Folge der besseren Durchblutung
- Nach etwa 4-6 Monaten wird deiner Umgebung auffallen, das du "irgendwie jünger" aussiehst. Rauchen läßt einen so groß 10 Jahre älter aussehen, als man tatsächlich ist. Habe ich selbst erlebt und auch meine Frau während ihrer kurzen Nichtraucherphase berichtete ganz stolz davon.

Du siehst: Stur bleiben lohnt sich ! Den ersten Tag hast du rum - versuchen wir also einfach den nächsten auch zu meistern. Was du vorhast, ist nicht leicht - aber wenn du es schaffst, hast du eine nicht zu unterschätzende Leistung erbracht, die echten Respekt verdient.

Auf auf, stur bleiben und die nächste einfach nicht rauchen.

lg,

Olaf

Hi Shera,

den Entzug zu verschlafen finde ich schon mal eine gute Idee!

Ich wünsche Dir morgen alle alles Gute auf der Arbeit - halte durch und bleib einfach Stur. Viel Wasser trinken, das hilft wirklich total gut gegen Schmacht.

Viele Grüße
Finn