Hallo zusammen,
nachdem ich im Alter von 40 Jahren mit wenig Stolz sagen kann, dass ich bereits 3/4 meines Lebens geraucht habe und am 2. September 09 meine hoffentlich letzte Zigarette geraucht habe möchte hier auch ein Tagebuch haben. Da der 2. September ja nun schon ein paar Wochen zurück liegt, habe ich erstmal einiges an Schreibkram zu erledigen um den Rückstand aufzuholen.
Ich lege dann gleich mal mit dem Vorwort los:
Es gab in den vergangenen 30 Jahren (vielleicht waren es auch nur 27) kaum Versuche die Glimmstängel an den Nagel zu hängen. Meist war der gute Wille bereits nach 2 bis 3 Stunden gebrochen. Einmal habe ich mit Hilfe von Pflastern knapp 3 Wochen nur 2 - 3 am Tag geraucht - also auch nicht so der wirkliche Erfolg. Die Feierabendzigarette mit meiner ebenfalls rauchenden Mutter, die bei uns im Haus lebt, musste einfach sein.
Danach habe ich "Endlich Nichtraucher" gelesen - ohne die geringste Regung. Auch die erstandene CD zur Selbsthypnose war zwar herrlich entspannend und ließ mich auf halber Strecke regelmäßig einschlafen, von den Zigaretten wurde ich aber nicht befreit.
In diesem Sommer kam mir in den Sinn, dass ich es im Urlaub in Angriff nehmen werde. Es waren 2 Wochen Wohnmobilurlaub in Dänemark mit Mann (Andreas) und Hund (Nemo) geplant. Ich habe mir überlegt, mit Abfahrt dem Rauchen ein Ende zu setzen. Es wird niemanden geben, den ich mal eben anschnorren kann. Andreas raucht nicht, Nemo schon mal gar nicht und Mutti ist weit weg und hütet das Haus - das muss klappen. Andreas werde ich von meinem Vorhaben nichts erzählen. Mal sehen wann er es merkt
Für Notfälle habe mir Nikotinpflaster besorgt, die ich aber nur im Notfall benutzen wollte und nachts gar nicht, weil ich von denen Schlafstörungen bekomme.
Mein Plan gefiel mir so gut, dass ich mich richtig auf den Tag X gefreut habe und es gar nicht mehr abwarten konnte.
[b:8e8612672f][size=18:8e8612672f]02.09.2009 Abfahrt in den Nichtraucherurlaub[/size:8e8612672f][/b:8e8612672f]
Ohne Zigaretten geht die Fahrt nach endloser Packerei gegen 16 Uhr endlich los. Nach ca. 2 Stunden Fahrt machen wir Pipipause. Nemos Gassigang zum ersten Mal ohne Zigarette klappt auch so ganz gut. Ich bin ja voll motiviert.
Weiter gehts bis auf einen Autohof mit Burger King Ausstattung. Hier wird genächtigt. Eine große Runde mit Nemo steht noch auf dem Programm. Diesmal mit Cheeseburger statt John Player
Schlafen konnte ich gar nicht, aber ich habe dem ungewohnten Alkovenbett die Schuld gegeben.
Tag 2 und 3 verliefen unerwartet entspannt. Morgens fehlte mir erstaunlicherweise gar nichts. Nachmittags wurde ich krabbelig und habe zu den Pflastern gegriffen. Heimlich natürlich, weil Andreas noch nichts gemerkt hat.
Am 3. Tag habe ich Andreas abends gefragt, ob ihm gar nichts auffällt. Ich musste das Rätsel lösen. Da wurde es ihm natürlich bewusst, dass ich gar nicht mehr morgens noch vor dem ersten Kaffee erstmal raus bin, auch spät abends bin ich nicht mehr vor die Tür ... was habe ich das immer gehasst :x
So zog sich der Urlaub hin. Die Nächte waren der Horror, aber ich gab weiterhin dem Bett die Schuld, morgens alles gut, nachmittags wurde es schlechter. Pflaster habe ich zwei große und ein mittleres verbraucht. Nach dem ersten pflasterfreien Tag musste es ohne weiter gehen, damit nicht wieder mehr Nikotin rein kommt. Auch eine abendliche Flasche Wein habe ich mit Hilfe von Salzstangen gut gemeistert. Habe ich erwähnt, dass ich unter permanentem Untergewicht leide und eine Gewichtszunahme von mindestens 5 kg erwünscht ist?
[b:8e8612672f][size=18:8e8612672f]Persönlichkeitsspaltung[/size:8e8612672f][/b:8e8612672f]
Da wir nach unserem Urlaub noch so viel zu Hause zu erledigen hatten, trafen wir irgendwann den Entschluss, den Urlaub auf 10 Tage zu kürzen und schon früher wieder nach Hause zu fahren. Da wurde mir bewusst, dass zwei Persönlichkeiten in mir steckten. Das Monster wurde aktiv und freute sich tierisch auf die Begrüßungszigarette mit Mutti. Ja sag mal, gehts jetzt los?? Nun war ich so weit gekommen und glücklich und stolz und voller Tatendrang. Und im gleichen Atemzug freut sich da jemand auf zu Hause um mit Mutti eine zu qualmen??
Mit dem Kerlchen habe ich natürlich erstmal Klartext geredet, aber der scheint mich gar nicht gehört zu haben. Gut, dachte ich, Du wirst schon sehen, dass die Begrüßung ohne Dich nicht weniger schön sein wird.
Fortsetzung kommt gleich ...
[b:e9be7e10ed][size=18:e9be7e10ed]riesen Stress[/size:e9be7e10ed][/b:e9be7e10ed]
Nach einem extrem verregneten Tag steuern wir einen Campingplatz an, von wo aus wir am nächsten Tag ein paar Touren machen wollen. Nicht ganz auf dem Platz der Begierde angekommen stecken wir auch schon im sumpfigen Gras fest. Himmel hilf :!: Bei strömendem Regen konnten selbst die Traktionsmatten nicht mehr helfen. Wir hängen fest, völlig eingeschlammt, durchnässt und wütent. Rausziehen konnte uns den Abend keiner mehr, wir mussten die Nacht so in Schieflage stehen bleiben.
Da hat sich das Monster gemeldet :twisted: Jetzt und sofort muss eine Zigarette her :!: Keine Chance, der kleine Kiosk hatte zu. Mit der festen Überzeugung, dass auch die Zigarette uns nicht rausziehen würde und einer Packung Salzstangen haben wir eine weitere schlaflose Nacht hinter uns gebracht.
[b:e9be7e10ed][size=18:e9be7e10ed]Heimreise[/size:e9be7e10ed][/b:e9be7e10ed]
Unsere verfrühte Ankunft habe ich kurz telefonisch angemeldet. Das Monster veranstaltete Freudentänze und ich hielt dagegen. Als es absolut keine Ruhe geben wollte, habe ich es im Nudelsalat erstickt.
Mutti erwartete uns rauchend auf der überdachten Terrasse und schon in einer Entfernung von noch 5 m blieb mir die Luft weg. Boah ist das ein Gestank ... sogar draußen!! Eine herzliche Umarmung mit angehaltenem Atem .... werde bloß nicht zu so einem Extrem-Nichtraucher und verkneife dir jeglichen Kommentar!!
Ich war überrascht, über diese Sinneswahrnehmungen und hatte das Monster ruhiggestellt.
Dann mein erster Gang in mein Wohnzimmer. Ich dachte mich trifft der Schlag. Wie konnte Andreas als Nichtraucher das ertragen? Warum hat er nie was gesagt? Wird dieser Gestank hier jemals wieder verschwinden?
[b:e9be7e10ed][size=18:e9be7e10ed]Arbeitsplatz[/size:e9be7e10ed][/b:e9be7e10ed]
Mal sehen ob der Arbeitsplatz eine Hürde darstellt. Direkt in den Büros dürfen wir nicht rauchen, aber im Essensraum und in der Küche herrscht so eine Zone, wo die Raucher das Sagen haben.
Siegessicher habe ich die Räumlichkeiten jetzt als frisch gebackener Nichtraucher nicht gemieden. Ich habe von allen Ecken von den Nichtrauchern Lob und Anerkennung eingeheimst und vor allem, dass ich ja sooooo super erholt nach meinem Urlaub aussehe. Naja von den immer noch anhaltenden schlaflosen Nächten wird das wohl nicht kommen. Ich denke von den 5kg mehr auf der Waage wurde das eine oder andere Fältchen unterpolstert? Fett oder Falten - da ist schon was dran
Auch die Arbeitstage bekomme ich nach dem alt bekannten Muster hinter mich. Morgens alles gut, selbst nach dem Mittagessen, wo sich die Raucher eine anstecken, bin ich froh und stolz, dass ich das nicht mehr brauche, aber dann ab 14 Uhr geht es los. Das Monster stellt sich wohl pünktlich den Wecker :?
Wann wird es denn mal verschlafen?
Hallo Nemo :winky1: Toll wie Du das geschaft hast. :applaus: :applaus: :applaus: Das mit Nachmittags kommt wohl davon, dass Du immer mit deiner Ma :smokin: hast. Das ist das Suchtgedächtnis :wut: Das lässt sich leider nur schwer verbannen und auch nur wenn man wirklich will... aber Du willst ja :ja: Dann hab Geduld und "Spucke" halt durch und bleib stur :schmoll: Nur dadurch wird das Mistvieh :evil: immer schwächer :dracully1: und ist irgendwann mal weg :nixwieweg: Dann hast Du es geschaft :bounce: Ich drück Dir und mir und allen Tapferen hier ganz ganz fest die Daumen Mottea
nicht geraucht seit dem 09.10.09
Ich habe jetzt schon 300 Euro gespart, meine Gardinen sind gewaschen und alles riecht wieder frisch (ok neues Auto fehlt noch), für einen Nordic Walking Kurs habe ich mich angemeldet und großzügig mit schicken wetterfesten Sportklamotten eingedeckt. Die Schlafstörungen sind besser geworden - nein sie sind weg. Alles könnte so schön sein, aber das Monster gibt einfach keine Ruhe.
Immer noch ab 14 Uhr am Arbeitsplatz rebelliert es, ich schiele verliebt auf die Schachtel Zigaretten, die eine Kollegin in der Küche liegen gelassen hat und denke, allein der Gedanke eine zu mopsen ist unterste Schublade. Ein Kollege mit inzwischen gelben Fingern und Würfelhusten berichtet mir von einem Gespräch mit einem Arzt, der ihm erzählt, dass die meisten nach 4 - 6 Wochen wieder anfangen. Ich schaue auf den Kalender und stelle fest, dass ich in der 5. Woche bin. Ich freue mich, dass ich dann ja wohl das schlimmste fast geschafft habe und das Monster freut sich, dass es jetzt bald gerettet wird :twisted:
Von da an bekomme ich es gar nicht mehr aus dem Kopf. Von morgens bis abends ist es aktiv und macht mich mürbe. In dem Buch stand doch, dass es ganz einfach ist :!: VERFLUCHT
Warum ist Andreas denn bloß immer auf Montage?? Er könnte mir bestimmt helfen. Seit dem 18. September ist er jetzt schon wieder weg. Ich möchte ihn nicht wieder als Raucher begrüßen ...
So, das ist jetzt der aktuelle Stand ... ich kämpfe hier gerade den Kampf meines Lebens und frage mich, warum ich alle Vorteile inzwischen kennengelernt habe und trotzdem eine Zigarette will. Sollte ich vielleicht mal zu den Kräuterdingern greifen?
LG Britta
[b:7637b4ce78][color=green:7637b4ce78]Hallo Britta,
herzlich willkommen im Forum
Sehr interessant was du schreibst, hast ja schon einige Zeit hinter dir!
Bleib ganz fest stur, der :evil: gibt nicht so schnell auf und wartet nur darauf das du nachgibst :ja:
Hier im Forum bist du gut aufgehoben, kannst schimpfen, schreien, toben... :motz: ... hier ist dir keiner bös deswegen
Fast alle haben die gleichen Probleme, wir gehen gemeinsam diesen Weg und schaffen das :troest:
Liebe Grüße cosmea[/color:7637b4ce78][/b:7637b4ce78]
Letzte Zigarette am 09.09.2009 um 22.30
Hallo Britta,
Du hast sehr intensiv beschrieben, wie Du dem Rauchen abschwören willst, bzw. bereits schon hast
Ein herzliches Willkommen hier
Ja, so wie Du es mit Deiner Mutter beschrieben hast, so ging es mir/uns mit unserer Tochter! Auch sie konnte uns Raucher manchmal nicht mehr riechen, obwohl sie ja Jahre vorher auch rauchte! Die Gefahr liegt schon darin, eine militante Nichtraucherin zu werden, bin aber der Meinung, eine gewisse Toleranz den Nochrauchenden gegenüber sollte man noch behalten
Ist das Dein kleiner süsser Hundi, Westi?
Ich wünsche Dir ein gutes Gelingen, viel Kraft und Durchhaltevermögen und
lG elisa
ja, intensiv abschwören ;o) so kann man es nennen. Aber mir fehlt im Moment so ein bisschen das Verständnis, dass ich so verbissen nicht mehr rauchen will und mich ja auch wohl fühle so ohne Zigaretten und trotzdem das Monster zeitweise doch noch so stark ist, dass es mich echt mürbe macht. So langsam würde ich doch erwarten, dass es schwächer wird und nicht stärker. Oder ist das das letzte Aufbäumen vor dem Zusammenbruch? Wäre ja ein Hoffnungsschimmer.
Im Moment lese ich noch das Buch "Für immer Nichtraucher" in dem Carr genau wie im ersten Buch immer nur berichtet, dass es mit der Willenskraft nicht dauerhaft geht. Es muss irgendwo der Schalter gefunden werden, der das Monster ausschaltet. Wenn dem so sein sollte bin ich auf dem falschen Weg, aber ich hoffe mit meiner Willenskraft so lange durchzuhalten, bis der Schalter gefunden ist. Irgendwie muss man sich ja über Wasser halten.
Und ja, der kleine weiße Mann da ist Nemo mein Kuschelmonster
Hallo Britta,
habe gerade mit Begeisterung Dein Tagebuch gelesen :applaus: :applaus: -wahnsinnig gut hat mir Deine Aussage "ich kämpfe gerade den Kampf meines Lebens" gefallen! Denn das ist es, was wir in diesem Forum alle seit unterschiedlich langen Zeiten und aus unterschiedlichen Motiven heraus tun. Du zitierst "Carr", der behauptet, nur mit Willenskraft kann man diesen Kampf nicht für immer gewinnen- er hat recht. Ich habe vor einiger Zeit nur durch Willenskraft aufgehört zu rauchen und tatsächlich 4 Jahre lang nur geraucht, wenn ich Alkohol trank. Da letzteres zum Glück selten vorkam, tat ich auch ersteres selten genug, um nicht wieder voll abhängig zu werden. Jeden Morgen nach einer alkohol- und nikotinumschwängerten Nacht horchte ich ängstlich in meinen Körper und atmete erleichtert aus, dass ich keinerlei weiteres Bedürfnis nach einer Zigarette verspürte. Dabei begriff ich nicht, dass ich die ganze Zeit über immer abhängig war. Zigaretten waren noch immer etwas "Schönes" und "Erstrebenswertes". Es hatte eben nicht "Klick" gemacht.
Ich hoffe, es ist ok., dass ich Dein Tagebuch so angefüllt habe- aber seit ich nicht mehr rauche, bin ich abhängig vom Schreiben...
Liebe Grüße von der Ziegenemma :winky1:
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann
Hallo Britta :winky1:
super, dein Tagebuch - und ganz toll, wie du den Kampf meisterst und den :twisted: in seine Schranken weist. Wenn er ganz schlimm wird, ersäuf ihn in Wasser.... seit ich nicht mehr rauche, schaff ich locker meine 2.5 Liter Flüssigkeit am Tag, was vorher ein Ding der Unmöglichkeit war!
Ich hab mit Allen Carr's "Endlich Nichtraucher" den Sprung geschafft, allerdings bin ich der Meinung, dass man schon vorher dazu bereit sein muss, dann ist das Buch eine echte Hilfe, die Hürde wirklich zu schaffen.
DU bist auch auf dem allerbesten Weg zur Nichtraucherin.... weiter so!! :applaus: :applaus:
LG
Funny
http://www.ohnerauchen.de/node/3234
So, morgen habe ich 6 Wochen gepackt. Ich bin mega happy und doch noch etwas enttäuscht, dass das Monster noch immer so stark ist. Heute nach dem Mittagessen war es wieder ganz schlimm. Was mich so nervt, dass es danach nicht wieder Ruhe gibt. Es begleitet mich den ganzen Rest vom Arbeitstag weiter und ist ständig im Hirn, was den Nachmittag so entsätzlich lang werden lässt. Wenn ich mich zum Feierabend dann den angenehmeren Dingen zuwenden kann, geht es wieder. Da ist irgendwie mehr Aktion.
Ich glaube ich werde morgen mal versuchen, keine Mittagspause zu machen. Immer mal einen Happen futtern tue ich eh den ganzen Tag und dann kann ich die offizielle Pause vielleicht lieber für einen Spaziergang an der Luft nutzen. Vielleicht habe ich dann nicht so dieses Gefühl, jetzt bin ich satt und muss eine Verdauungszigarette haben.
Den Wassertip habe ich auch schon umgesetzt. 1,5l Wasser plus nicht unerheblichen Kaffeekonsum. Das war für mich früher auch undenkbar. Allerdings renne ich im 15 - 20 Minutentakt zur Toi. Bei einem Arbeitsweg von 45 min kann das schon mal zu einem Problem werden :?
Leider hat es mir in den schlimmen Nachmittagsstunden noch nicht so dolle geholfen, obwohl ich ja nicht weiß was passiert wäre, wenn ich nicht so viel getrunken hätte. Dann hätte ich vielleicht doch schon jemanden angeschnorrt.
Ein Kippenmuseum habe ich mir inzwischen angeschafft. Das kann ich noch einsetzen.
Guten Morgen Britta!
Herzlichen Glückwunsch zu 6 Wochen ohne Qualm! Das ist schon mal eine grossartige Leistung!!
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Das Monster wird dich noch etwas länger begleiten - aber ignorier es einfach, irgendwann gibt es dann Ruhe und taucht nur noch ab und zu auf. Ich habe mir damals - fast wie ein Mantra - immer wieder gesagt: was will der denn, ich brauchs doch gar nicht mehr....
Einen wunderschönen schmachtfreien Tag wünsch ich dir
Funny
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