[size=12:c20540c6a4]Moin,

zunächst einmal Danke für Eure netten, aufmunternden und auch warnenden Worte. Ich habe auch begonnen bei dem Einen oder Anderen die Tagebücher zu lesen. Aber die sind zum Teil schon sooooo lang und so gross.....

Bisher rauche ich immer noch nicht, eine feiste Woche heute Und bin immer noch bei meinen acht - zehn Kaugummis täglich. Habe da im Grunde auch kein Problem mit. Gewiss auch sie enthalten Nikotion, aber zumindest schon mal nicht die vielen giftigen Zusatzstoffe des Qualms. Und sie unterbrechen die Gewohnheiten, mein wohl ärgstes Problem. Kaffee? Kippe an. Mit Hund raus? Kippe an. Auto fahren? Kippe an. Rechter Schuh an? Kippe an. Linker Schuh an? Kippe an. usw. usw. Aus diesen Rhytmen muss ich raus. Sie helfen, glaube ich zumindest. Und das ist gut so.
Als meine Tochter damals Fahrradfahren lernte, haben wir sie rauf gesetzt, am Sattel festgehalten, angeschoben und sie fahren lassen. Irgendwann konnte sie es. Heute kann sie es genau so gut oder schlecht, wie ihre Freundin, die es zunächst mit Stützrädern lernte. Meine Tochter ist keine bessere Fahrerin, weil sie es "auf die harte Tour" lernte. Sie ist eben nur öfter auf's Maul gefallen. Ich denke es ist egal, ob und welche Stützen man benutzt. Der Erfolg zählt und man sollte es sich so einfach wie möglich machen (was ich meiner Tochter damals nicht gemacht habe, glaube ich ) Das einzige Problem, das ich mittlerweile mit den Kaugummis habe, ist 'ne Wunde Zunge und eine Art Muskelkater im Kiefergelenk, weil die Dinger sooooo zäh sind.

Wie war das? Am Montag hatte ich meine letzte Kippe. Es muss dann Donnerstag oder Freitag gewesen sein, als ich das erste Mal wirklich Schwierigkeiten hatte. Es war ganz komisch. Obwohl ich mich freute so lange nicht geraucht zu haben, hatte ich auf einmal Schuldgefühle. Den "alten" Kippen gegenüber. Kennt das jemand? Nicht gegen das moderne leicht und medium Zeugs, das ich zum Schluss rauchte. Nein. Gegen die "unschuldigen Alten". Die Ernte, die ich während der Lehre von meinem Vorarbeiter schnorrte. Die Peer Export, die ich bei meiner Mutter schnorrte. Die Reval ohne, die mich durch die Bundeswehrzeit brachten. Meinen geliebten Drum während des Studiums usw. Ich hatte das Gefühl, als täte ich ihnen Unrecht. Sie alle (und noch viel mehr) hatten es auf einmal verdient noch mal geraucht zu werden. Sozusagen würdig verabschiedet zu werden. Ich kam mir vor, als würde ich wirklich gute Freunde einfach so im Stich lassen, mich still und heimlich davonschleichen. --> Beim Klabautermann. Sie sind schlau, die Kippen. Listig und trickreich. Da war ich verdammt jämmerlich drauf und nahe dran es wieder.... Aber ich habe mich durchgesetzt. Nicht mit mir. Nicht mehr. Nicht noch einmal.
Das ist auch der Grund warum ich momentan versuche mich gedanklich nicht damit zu befassen. Einerseits gibt es für mich nicht viel daran aufzuarbeiten, andererseits ist die Gefahr wehmütig und dann schwach zu werden viel zu gross. Wenn die Gedanken ans Rauchen erstmal da sind, wenn sich mein Kopf erstmal damit beschäftigt, dann werde ich es so schnell nicht wieder los. Gewiss weiss ich auch, dass es nicht gut ist, dass ich schon einen wirklich weiten Weg hinter mir habe. Aber in diesen Phasen bin ich noch furchtbar labil und darum versuche ich sie zu meiden....

Doch trotz allem: Mir geht es (unerwarteter Weise) wirklich gut. Und ich denke ich werde es schaffen. Weil ich es will.

Liebe Grüsse,
Seebär[/size:c20540c6a4][size=18:c20540c6a4][/size:c20540c6a4]

Ja. Zur Zeit glaube ich, dass es die schlimmste Woche meines Lebens war. Und erst recht ja, ich hoffe, dass das bald besser wird.... :oops:

Wenn ich ehrlich bin, geht's mir gar nicht pralle. Bin nicht zickig-gereizt-aggressiv, wie ich es erwartet hätte. Bin furchtar jämmerlich. Würde am liebsten nur in einer Ecke sitzen und warten, worauf auch immer. Befinde mich irgendwie in einer euphorisch-depressiven Phase. Nicht schwankend. Eher gleichzeitig. Merkwürden. Freue mich, dass ich sooooo lange schon geschafft habe, aber gleichzeitig das Gefühl, dass mein Leben nie mehr so sein wird wie zuvor. Klaro, soll es auch nicht. Aber im Augenblick ist es schwer.

Seit gestern nachmittag muss ich furchtbar kämpfen, trotz Kaugummis. Habe jetzt das, was ich vermeiden wollte. Es ist drin in meinem Kopf. Und ich bekomme es nicht wirklich raus. Himmel, lange darf das nicht mehr dauern.

Mein Vater geht auf die 70 zu. Raucht wahrscheinlich schon immer. Seit ich denken kann, unternimmt er in mehr oder weniger regelmässigen Abständen mehr oder weniger ernsthafte Versuche es aufzugeben. Was hat er nicht alles versucht. Pflaster. kaugummi. Psycho-Tricks und - therapien. Akupunktur... Junge, junge. Und nie, hat er es geschafft. Früher oder später war er wieder dran. Mal 2 Tage. Mal 3 Wochen. Ich und meine Schwestern haben seine Versuche schliesslich nur noch milde-wissend belächelt. Und auf einmal hänge ich in eben so einer Situation. Ich, Ochse.

Eigentlich nur belangloses bla-bla, was ich hier schreibe. Ohne Sinn, Verstand, Zusammenhang. Weiss nicht, warum ich das eigentlich schreibe. Irgendetwas muss ich tun. Der "Noch-Eine-Schachtel-und-dann-kannst-du-immer-noch-aufhören"-Druck ist momentan enorm. Verfluchte Hacke.

Ich will nicht. Nicht rauchen. Nicht scheitern.

Danke allen, die mich hier so nett unterstützen udn aufmuntern.

Hoffe, dass ich niemanden hier mit meinem Gejammer mit runter ziehe.

Drückt mir die Dauemn.

Grüsse,
Seebär
(der momentan nur eine verdammt schmale Handbreit Wasser unter dem Kiel hat)