Hallo, Ihr lieben Glücksgenossen,

ich bin noch neu hier und habe bislang nur bei Euch geschmökert anstatt selbst etwas von mir zu geben. Ich bin jetzt ziemlich genau seit einer Woche rauchfrei. In diesen sieben Tagen hat sich der :evil: bei mir nur einmal stärker bemerkbar gemacht, doch er hat sich auch gleich wieder davon gemacht. Zum einen vielleicht, weil ich nie, nie, wirklich nie wieder rauchen will, zum andern vielleicht deshalb, weil es mitten in der Nacht war …
Und nachts um drei werde ich ganz bestimmt nicht auf die Terrasse schlurfen, um diesem Laster zu frönen. Nicht mehr, denn früher wäre ich dazu durchaus im Stande gewesen.
Fast 25 Jahre habe ich geraucht, anfangs kam ich locker auf eine Schachtel pro Tag (damals waren die Schachteln auch noch voller!), seit ich Familie habe, waren es "nur" noch zehn bis 15 täglich. Aber damit ist jetzt Schluss. Vorbei mit den Heimlichkeiten, nur damit die Kinder mich nicht mit Kippe sehen, vorbei mit dem Zähneputzen danach, nur damit ich nicht so nach kaltem Rauch stinke. Geholfen hat's vermutlich sowieso kaum, denn erst jetzt fällt mir auf, wie widerlich ein Raucher mieft. Wie konnte ich das nur ein viertel Jahrhundert zulassen?
Nein, ich vermisse es nicht, obgleich ich mich oft in Gedanken mit dem Rauchen bzw. eben Nichtmehr-Rauchen befasse. Es ist in meinem Kopf, und ich vermute, dass irgendwann noch das dicke Ende bzw. der miese :evil: vehement auf mich zukommen und mir ziemliche Probleme bereiten wird. Aber ich bin auf der Hut!
Dennoch fühle ich mich gut. Ich bin glücklich und habe in dieser einen rauchfreien Woche bestimmt mehr gelacht als in den letzten sechs Monaten zusammen. Ich bin einfach besser gelaunt. Verändert das Nikotin die Persönlichkeit, macht es einen miesepetrig? Denn jetzt komme ich mir so vor, als sei ich jahrelang ohne Lachen durch die Welt gegangen. Oder ist es nur eine vorübergehende Euphorie, die Begeisterung über mich selbst, dass ich eine Woche frei von den Kippen bin? Dabei ist eine Woche ja noch nichts, Wochen, Monate und Jahre liegen vor mir, und in denen kann der :evil: jederzeit wieder zuschlagen, oder?
Ich habe vor Monaten mal die Nichtraucher-Bibel von Carr gelesen, wenig beeindruckt weggelegt und weitergeraucht. Doch offensichtlich musste Carr nur lange genug in meinem Kopf herumgeistern, um seine Wirkung zu entfalten. Carr schrieb, dass sich der frisch gebackene Nichtraucher gut fühle, fit fühle und eigentlich nichts vermisse. Und er schrieb von der "Erleuchtung", die der ehemalige Raucher nach durchschnittlich drei Wochen erfährt. Vielleicht erlebe ich meine Erleuchtung einfach nur früher?
Dennoch hoffe ich nicht, dass dieser fröhliche Zustand irgendwann wieder aufhört, denn ich fühle mich jetzt einfach nur sauwohl. Und obgleich ich trotz der Qualmerei immer eine ganz gute Kondition hatte, merke ich erst jetzt, wie tief ich wirklich durchatmen kann. Und stelle fest, dass da schon lange ein leichter Druck, ein leichtes Stechen in der Lunge war, an das ich mich offensichtlich so gewöhnt hatte, dass ich es erst so richtig bemerke (bemerken will?), wo es weg ist. Ich korrigiere mich: Fast weg ist, denn wenn ich ehrlich bin, spüre ich noch immer ein leichtes Stechen in der Lunge, aber da muss ich schon sehr, sehr tief einatmen, um es noch zu merken.
Doch, auch körperlich fühle ich mich freier, leichter, und wenn mir dieser Zustand des Nichtmehr-Rauchens ein paar zusätzliche Kilo Gewicht einbringen sollte, nehme ich das gern in Kauf. Zugegeben, die ersten paar Tage habe ich abends ziemlich wild Schokolade gefuttert, aber auch diese Ersatzbefriedigung ist derzeit nicht nötig. Statt dessen mache ich jetzt mit meiner Tochter um halb sieben Uhr morgens ein paar Liegestützen; bin mal gespannt, wie lange dieser Eifer andauert … Vor acht Tagen hätte ich mich um diese Tageszeit noch im Bett geräkelt, aber der Nikotinmangel bzw. -entzug, nein: das Lösen von meinem Suchtverhalten (!) sorgt dafür, dass ich eindeutig weniger schlafe, ohne mich deshalb wirklich unausgeschlafen zu fühlen.
Es ist wirklich ein interessanter Zustand, den ich aber leider nicht so richtig mit meiner Familie teilen kann, denn für die ist der Zustand des Nicht-Rauchens der Normale. Meine Lieben begreifen gar nicht, was ich fühle, weil keiner von ihnen jemals abhängig war.
Es wäre vermutlich vermessen zu behaupten, auch ich bin nicht mehr abhängig, denn ich vermute mal, der :evil:
wird wohl mein Leben lang seine Krallen immer wieder nach mir ausstrecken wollen.

Aber, wie gesagt, ich bin auf der Hut und ich fühle mich gut.

Ich musste das einfach mal loswerden und hoffe, es geht vielen meiner Glücksgenossen ähnlich!