Ein herzliches Hallo an alle hier

[b:893666e16e]Tag 1[/b:893666e16e]

Es ist Feiertag in Bayern, ein schön fauler Tag. Gestern beschloss ich mal wieder, mit dem Rauchen aufzuhören. Gegen Mitternacht habe ich die letzte Zigarette aus der letzten vorhandenen Schachtel geraucht. Heute Mittag kam das erste Verlangen wieder auf. Ich ging hinunter zum Automaten und zog mir eine Schachtel. Die billigen, denn Rauchen ist ja teuer. Als ich die Treppe wieder hoch ging, dachte ich, noch ist es nicht zu spät, noch habe ich ja keine geraucht.
Um mich abzulenken und zu motivieren, suchte ich im Internet nach einem Nichtraucherforum und bin auf dieses hier gestoßen. Etwa eineinhalb Stunden habe ich sehr interessiert eure Beiträge und zwei, drei dieser Tagebücher gelesen. Juhu, hier kann ich hoffentlich Unterstützung finden, da ich denke, dass ich es ganz allein einfach nicht schaffe.
cashi mal ganz am Anfang bedeutet, dass ich gerade wieder eine geraucht habe. Die Schachtel liegt neben mir, und ich werde sicher beim Verfassen dieses Beitrages noch ein paar rauchen. Erstmal Kaffee kochen, dann schmecken sie doch besonders gut.

*cashi geht Kaffee kochen*

So, wieder da. Das mit dem Kaffee ist so eine Sache, wenn ich sage, da schmecken sie besonders gut. Ich habe eine Art zu rauchen, die von anderen Rauchern oft nicht verstanden wird. Ich kann nämlich eigentlich gar nicht ohne Hilfsmittel rauchen. Ich brauche immer etwas zu Trinken mit Geschmack, oder ein Bonbon. Wenn ich das nicht habe, rauche ich auch nicht, weil es mir dann nicht schmeckt. Ich habe es mit Wasser ausprobiert, als kein Saft im Haus war. "Zur Not" ging es schon, aber wirklich schön war das nicht.
Womit die Geschmacksfrage für mich eindeutig geklärt wäre, Zigaretten schmecken mir nicht.

Ich rauche die nächste und möchte euch von meinem letzten Monat erzählen.
Meine erste Zigarette habe ich ziemlich genau vor 12 Jahren geraucht. Eine erschreckend lange Zeit für mich, ich bin erst 28 Jahre alt.

Vor einem Monat habe ich beschlossen, wieder aufzuhören. Einfach so, es gab keinen besonderen Anlass. Wenn es kein Anlass ist, dass mir die Raucherei seit Jahren schon auf die Nerven geht. Die Gründe möchte ich euch auch ganz kurz erzählen. Erstens: In meiner Studienzeit wohnte ich immer in kleinen Wohnungen, manchmal ohne Balkon, das Bett stand im Wohnzimmer, der Kleiderschrank ebenso. Es stinkt.
Während meines Studiums lernte ich einen Nichtraucher kennen, wir verliebten uns, waren 4 Jahre zusammen, zogen auch zusammen. Ich habe mich nie getraut, ihn zu küssen, wenn ich geraucht hatte. Ich stank.
Bevor ich meine jetzige Arbeitsstelle fand, hielt ich mich eineinhalb Jahre mit diversen Jobs über Wasser, war zum Teil auf HartzIV angewiesen. Verzichtete darauf, weg zu gehen, fuhr nie in den Urlaub, achtete im Supermarkt geflissentlich auf jeden Cent. Aber ich rauchte weiter. Es nervte mich, so viel Geld für Zigaretten auszugeben. Seit ungefähr 8 Jahren rauche ich genau eine Schachtel am Tag.

Vor einem Monat fuhr ich geschäftlich ins Ausland. Verstand kein Wort der gesprochenen Sprache und hatte keine Lust, im Supermarkt mit Händen und Füßen nach Zigaretten zu fragen. Also hörte ich auf zu rauchen. Es war eine wunderschöne Woche. Ich fühlte mich richtig cool, stellte mich zu den Rauchern und genoss das Gefühl, keine Zigarette zu wollen. Genoss das Gefühl, von den anderen bewundert zu werden, egal ob Nichtraucher oder Raucher.

Als ich wieder heim kam, konnte ich es kaum erwarten, meinen Kollegen davon zu erzählen und besonders meinen Eltern. Ich wusste, wenn ich meiner Mutter sage, ich hätte es geschafft, sie würde weinen vor Glück.
Aber hilfe, es waren noch Zigaretten in meiner Wohnung, und kaum eine Stunde war ich wieder daheim, schon zündete ich mir gemütlich auf dem Balkon wieder eine an.

Der Kaffee ist leer, ich werde mir noch einen kochen, da ich ja sonst die Zigaretten nicht "genieße", die ich gerade rauche.

*cashi geht wieder Kaffee kochen*

Gut, sagte ich mir, ich werde weniger rauchen und bei jedem Wetter auf dem Balkon, nicht mehr in der Wohnung. Haha, ihr könnt euch denken, dass das nicht klappt.
Also versuchte ich eine andere Methode. Eines abends, eine Woche später, kaufte ich mir wieder eine Schachtel Zigaretten und beschloss, diese noch am selben Abend komplett leer zu rauchen. Ab der Hälfte der Schachtel wurde es verdammt schwer. Ich [b:893666e16e]wollte [/b:893666e16e] keine mehr rauchen. "Nichts da!" dachte ich. "Du ziehst das jetzt durch."
Bis um halb zwei in der Nacht brauchte ich, bis die Schachtel leer war. Ich war hundemüde, hatte einen ekeligen Geschmack im Mund, schlecht war mir, gezittert hab ich. Am nächsten Morgen schleppte ich mich zur Arbeit, mir ging es immer noch hundsmiserabel. Eine vorzügliche Methode, dachte ich, denn ich hatte den ganzen Tag überhaupt kein Verlangen nach einer Zigarette.
Leider relativierte sich dieses Gefühl am nächsten Tag wieder. Meine Nichtraucherkollegen unterstützten mich zwar, jedoch dachten meine Raucherkollegen, die beste Art der Unterstützung sei Provokation. Sie sagten ständig, na, gucken wir mal, ob du das überhaupt schaffst. Wahrscheinlich rauchst heute abend wieder.

Und ich rauchte abends wieder. Provokation funktioniert bei mir nicht, denn ich muss niemandem etwas beweisen. Sorry, aber das war noch nie meine Art, dazu habe ich zu viel Selbstbewusstsein. Entweder ich tue es für mich oder eben nicht.

In der Zwischenzeit versuchte ich es noch ein paar Mal, aber es gab keinen ganzen Tag, den ich nicht geraucht hätte. Und es gibt einen Satz, der mir im Kopf geblieben ist:
[b:893666e16e] Du darfst nicht mit dem Rauchen aufhören wollen, du musst die Zigaretten [i:893666e16e]nicht wollen.[/i:893666e16e][/b:893666e16e]

Grundsätzlich will ich sie nicht. Es stinkt. Es kostet zu viel Geld. Von der Gesundheit rede ich vielleicht ein andermal.

Meine Motivation, und nun gebe ich euch hoffentlich Futter:
1. Ich habe wieder einen Nichtraucher kennen gelernt, es bandelt sich gerade etwas an. Ich genieße die Zeit mit ihm unheimlich, wenn ich ihn sehe, denke ich keine Sekunde an eine Zigarette. Ich rauche also nicht, wenn wir zusammen sind. Er unterstützt mein Vorhaben auch ganz toll. Zum einen dadurch, dass er Rauchen einfach überhaupt nicht akzeptiert. So gar nicht. Zum anderen sagt er mir, dass er stolz auf mich ist, wenn ich nicht rauche, wenn wir zusammen sind. Dass er stolz auf mich ist, wenn ich es ganz schaffe.
2. Ich könnte etwas mehr Geld schon ganz gut gebrauchen, und ich weiß auch schon sehr genau, was ich mit dem Ersparten anfangen möchte. Ich möchte mir ein neues Bett kaufen, möchte die Wohnung neu streichen, die ganzen Nikotinflecken von den Wänden entfernen. Ich habe auch schöne Zähne, fände sie aber weiß noch schöner. *schmunzel* Ich möchte eine Zahnreinigung machen lassen und wissen, dass sie diesmal auch so bleiben.
3. Ich möchte frei sein. Ich weiß genau, wie sehr mich die Zigaretten gefangen halten. Sie fangen meine Gedanken, das ist etwas, was mich extrem stört. Ständig die Gedanken, rauch ich die jetzt, oder rauch ich sie nicht. Könnte jemand an mir den Rauch riechen? Warum gebe ich schon wieder 4 Euro ( 8 DM !!!!!!!!!!! ) für diesen Mist aus? Warum sind diese lächerlichen stinkenden Glimmstengel stärker als ich? Wie schön wäre es, endlich nicht diesen Aschestaub von der Kleidung zu wischen, wenn man mal wieder zu spät zum Aschenbecher kam?

Ich möchte es so gerne schaffen. Dabei hoffe ich auf eure Hilfe. Sobald die letzte aus ist, sage ich Bescheid.

Lieben Gruß
von NR (Noch-Raucher) cashi