Genau das war es, was fast alle sagten als ich ankündigte, mit dem rauchen aufzuhören.
Fast alle waren: meine Eltern, die beide starke Raucher (heute darf ich schreiben) waren, meine Arbeitskollegen (alle ehemalige Raucher), die jeden Tag erlebten das ich pünktlich um 12 auf den Balkon verschwand um meine Zigarette zu rauchen, meine Freunde und Schulkameraden, die mich eigentlich nur mit Zigarette im Mund und Zigarettenschachtel in Reichweite kannten. Und sogar mein Freund, mit dem ich zu der Zeit zwar noch nicht lange zusammen war, der sich aber insgeheim nicht vorstellen konnte, dass ich das schaffen würde.

Heute kann ich sagen: mit Einschränkungen habe ich es geschafft. Ich bin stolz auf mich. Und trotzdem habe ich leise Zweifel daran, ob ich es zu Recht bin. Denn ich war zwischendurch "rückfällig"... seit dem 26. 12. 2008 habe ich drei Zigaretten geraucht. Und ich schäme mich dafür. Weil eigentlich hatten alle die, die mich kennen, schätzen und mögen doch Recht.

Ich habe 8 Jahre lang stark geraucht. Manche von euch mögen sagen das ist ja garnicht so lange, da müsste es doch einfacher fallen, nicht mehr zu rauchen. Immerhin sind aber 8 Jahre ein viertel meines "jungen" Lebens.
Und es ist nicht so das ich mit 16 angefangen habe zu rauchen. Ich rauche seit ich 11 bin. Erst mit 16 wurde es "stark". Mit meinem ersten Freund, der starker Raucher war... mit der Clique, wo alle geraucht haben (und zwar nicht nur Zigaretten). Und nicht zuletzt meine Eltern, die zusammen jeden Tag (ich weiß es nicht genau aber ich schätze) mindestens 3 Schachteln (wenn nicht mehr) weggequalmt hatten. Also konnte Rauchen ja nicht sooo schlecht sein. Ich hab sogar bald regelmäßig Zigaretten von meiner Mama gekriegt.. es war ja so einfach regelmäßig viel zu rauchen.

Seit ich nicht mehr zu Hause gewohnt habe (bin vor 5 Jahren ausgezogen) hatte sich mein Zigarettenkonsum auf ca. 1 Schachtel am Tag eingependelt. Mal mehr, selten weniger. Seit Oktober wohne ich allein. Das erste Mal in meinem Leben bin ich völlig auf mich allein angewiesen. Und in diesen zwei letzten Monaten des Rauchens qualmte ich dagegen an. 2-3 Schachteln täglich. Und mir war das Rauchen schon währenddessen selbst eklig. Noch dazu (ja, wir alle wissen das ist für einen Raucher kein schlagendes Argument) es ist verdammt verdammt teuer. Ich bin Auszubildende, hab etwa 700 Euro monatlich zur Verfügung und wohne allein.

Also "beschloss" ich anfang Dezember aufzuhören. Eine Mischung aus Trotz gegenüber meiner eigenen Disziplinlosigkeit das ich es nicht schon längst getan hatte und der finanziellen Notwendigkeit waren dabei die Hauptgründe. Aber auch das mein neuer Freund Nichtraucher ist, ich bei der Arbeit der einzige Raucher war, Rauchen doch eigentlich eh nur teuer und eklig war haben dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Leider.. und das ist bist heute so.. habe ich mich beim Rauchen selbst nie schlecht gefühlt, hatte nie Raucherhusten, das Gefühl keine Luft zu bekommen oder so etwas. Hätte mir vielleicht geholfen.

Zu der Frage warum ich es "beschloss" und nicht einfach aufhörte muss ich vielleicht kurz erklären warum der richtige "Zeitpunkt" dafür im Vorfeld schon so wichtig war. Einserseits war es sicher ein Aufschieben, aus der Angst wie die ersten Tage seien, immerhin war die Zigarette zumindest die letzten 5 Jahre eine Krücke die immer da war wenn ich sie brauchte. Und ich brauchte sie oft :). Andererseits standen die Feiertage vor der Tür. Das bedeutete zum einen: Weihnachten bei meinen Eltern. Das erste Mal seit 5 Jahren. Und ich wusste: meine Eltern rauchen viel. Ich würde das nicht druchhalten. Irgendwann hätte ich um Zigaretten gebettelt. Und hätte Sie bekommen. Wenn nicht von meinen Eltern dann von meinem Bruder. Das wollte ich verhindern. Zum Anderen bedeutete das auch: 2 Wochen ohne Arbeitsstress, und am allerwichtigsten: 2 Wochen mit meinem nicht rauchenden Freund. Er wohnt 400 km entfernt, wir sehen uns also "selten". Es war sowieso das erste Mal, dass wir so lange zusammen sein würden. Diese Chance wollte ich nutzen, weil ich wusste das mir das genug Kraft geben würde.

Zuletzt blieb noch eine Frage offen: wie stelle ich es (diesmal) an? Ich hatte früher schonmal halbherzige Versuche gestartet. Und ich kenne mich ja selbst am besten: Ich bin faul und undiszipliniert. Und ich bin unglaublich gut darin mir Dinge schönzureden um sie nicht ändern zu müssen. Ich brauchte also etwas was die Chancen erhöht. Ich hörte mich bei der Arbeit um (wie schon erwähnt, alles ehemalige Raucher) und kam nach 2 Wochen überlegen zu dem Schluss, dass ich es mit Pflastern versuchen würde. Der Plan stand also (ich bin so gut im Planen, nur an der Durchführung haperts oft : am 25. 12 würde ich nach dem stark verrauchten Weihnachten nach Hause fahren, meinen Freund in Empfang nehmen und am nächsten Tag mein erstes Pflaster aufkleben und danach nicht mehr rauchen.
Ich weiß noch genau, über Weihnachten war es so nett bei meiner Familie, dass ich beschloss zusammen mit meinem Freund nochmal hinzufahren: Zu Papas Geburtstag (am 28.) Das war eigentlich nicht eingeplant aber andererseits dachte ich mir: Warum nicht direkt beweisen, dass du es schaffen kannst.

Und so hatte ich schon am zweiten Tag meines Projektes die größte Herausforderung zu bestehen die ich mir zu der Zeit vorstellen konnte: schmachtend bei meinen Eltern, die sich fröhlich die Seele aus dem Leib qualmen.

Und höret und staunet: Ich habe es geschäfft in diese Zeit keine einzige Zigarette zu rauchen. Bei Leibe ich wollte.. ich wollte so sehr das ich sogar einen Streit mit meinem Schatzi anfing damit ich einen Grund gehabt hätte zu rauchen. Aber er durchschaute das Spiel und so ist dieser jämmerliche Versuch total gescheitert. Zum Glück.

Rückblickend muss ich sowieso sagen das mein Freund in dieser Zeit die größte Hilfe war. Ich hatte ihn gebeten mich nicht rauchen zu lassen, alles daran zu setzen das ich es nicht tue.

Nach ungefähr einer Woche fing ich wieder einen Streit an, ging dann beleidigt zum Kiosk, kaufte mir eine Schachtel (und ein Feuerzeug lol) und rauchte vor der Tür. Und ich schämte mich dabei. Ich schäme mich immernoch dafür.
Ich ging zurück in die Wohnung und als mein Freund das Übel roch ging er ohne ein Wort zu meiner Jacke, holte das Teufelszeug aus der Tasche und hielt es ohne eine Miene zu verziehen unter den Wasserhahn. Ich hab ihn gehasst in diesem Moment.

Es ist eh komisch.. ich befand mich in einem ständigen Wechsel aus sauer auf irgendwen sein und mich für mich selbst schämen. Irgendwann hab ich mich sogar für den Gedanken geschämt, rauchen zu wollen, auch wenn ich es nicht getan habe. Das ist immernoch so.

Die Zweite ZIgarette rauchte ich nachdem ich ihn nach diesem Winterurlaub zum Bahnhof gebracht hatte. Ich wusste das das falsch war aber komischerweise schämte ich mich für diese Zigarette nicht. Sie gab mir Halt (redete ich mir ein, ich weiß das sie das nicht tat). In dem Moment aber wo ich traurig war, nichtmal wusste wann ich ihn wiederseh, hat sie mir geholfen. Die Schächtel behielt ich. Sie liegt noch heute im Regal und ich habe auch nurnoch eine weitere herausgenommen, als ich eines Tages bei der Arbeit besonders viel Stress hatte und befürchtete ich würde meine Lehrstelle verlieren können. Das war am 4. März. Also zwei Monate nachdem ich "aufgehört" hatte.

Achja, das mit den Pflastern hatte ich übrigends nach 3 Wochen aufgegeben. Am Anfang dachte ich mir dabei: wenn du Entzugserscheinungen bekommst, wenn du schmachtest, dann weißt du wenigstens ganz sicher, dass es nicht körperlich ist sondern nur vom Kopf kommen kann. So umgehst du die "Ausrede", dass du körperliches Verlangen hättest. Das war Schwachsinn und hat bei mir so nicht funktioniert. Wenns das bei anderen tut freut mich das.

Sooooo ich hoffe ich hab euch nich zu derb zugeschwallt. Mein Momentaner Zustand ist übrigends: ich hab das Gefühl ich brauch ne Zigarette. Früher habe ich beim Forenschreiben immer geraucht. Außerdem ist mein Freund nach anderthalb Wochen Osterurlaub gerade seit ner Stunde weg. Und ich weiß mal wieder nicht, wann wir uns wiedersehen.

Liebe ist doof.. rauchen ist doof...