Chefin des Bundesverbandes lehnt generelles Zigarettenverbot in Gaststätten ab / Gäste sollen frei entscheiden können

BERLIN. Die deutschen Verbraucherzentralen sind gegen ein generelles Rauchverbot in allen deutschen Gaststätten. Man sei zwar für einen effektiven Nichtraucherschutz in Gaststätten durch klare räumliche Trennung, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Edda Müller, der Berliner Zeitung. "Ein generelles Rauchverbot in Gaststätten aber lehnen wir ab." Die Verbraucher seien mündig und sollten frei entscheiden können, ob sie in Gaststätten mit oder ohne Raucher gehen wollten, forderte Müller. Die Verbandsvertreterin ist Chefin der 16 deutschen Verbraucherzentralen und der führenden Verbraucherorganisationen.

Bundesregierung und Bundestag bemühen sich derzeit um neue Regeln zum besseren Nichtraucherschutz. Ein Regierungssprecher sagte am Montag, eine Entscheidung über ein mögliches Rauchverbot solle im Herbst fallen. Noch ist unklar, ob sich die Befürworter werden durchsetzen können. Offen ist auch noch, ob das Verbotsgesetz nur öffentliche Gebäude wie Ämter oder Bahnhöfe umfassen soll oder ob das Rauchen auch in Gaststätten, Bars und Kneipen untersagt werden soll.

Die Verbraucherzentralen halten dies für nicht nötig und wiesen darauf hin, dass sich die Gastwirte verpflichtet hätten, auf freiwilliger Basis mehr Nichtraucherzonen zu schaffen. "Es ist richtig, dass die Bundesregierung dies jetzt einfordert", betonte Verbandschefin Müller. In einem freiwilligen Abkommen mit der Bundesregierung hatte der Hotel- und Gaststättenverband versprochen, dass bis zum Jahr 2008 mindestens 90 Prozent aller Gaststätten mindestens die Hälfte ihres Platzangebotes für Nichtraucher reservieren würden. Ein Verbot lehnt der Verband ab. (...)

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, sagte, der Spaß höre da auf, wo Raucher andere mit ihrem Verhalten gefährdeten. "Genuss ist Genuss, aber bitte nicht mit Schädigung anderer", betonte Höhn.

Während das Rauchverbot in Kneipen noch strittig ist, zeichnet sich beim Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden dagegen ein Konsens ab. Dafür hatte sich zuletzt unter anderen auch Ernährungsminister Horst Seehofer (CSU) ausgesprochen. Auch die Verbraucherzentralen haben bei öffentlichen Gebäuden keinen Einwand. "Das entspricht ja weitgehend der heutigen Praxis", betonte Verbraucherschützerin Müller. In vielen Krankenhäusern oder Bahnhöfen sei das Rauchen bereits untersagt, so Müller. (...)

Interviewauszug hierzu :

Gehört für Sie zum Gesundheitsschutz auch ein staatliches verordnetes Rauchverbot?

Wir befürworten ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Das entspricht ja weitgehend der heutigen Praxis. In vielen Krankenhäusern oder Bahnhöfen ist das Rauchen bereits untersagt.

Und in Kneipen?

Wir sind für einen effektiven Nichtraucherschutz in Gaststätten durch klare räumliche Trennung. Ein generelles Rauchverbot in Gaststätten aber lehnen wir ab. Denn der mündige Verbraucher sollte frei entscheiden können, ob er in Gaststätten mit oder ohne Raucher gehen will. Ich glaube, dass es in Zukunft mehr Restaurants geben wird, die Rauchen freiwillig untersagen.

Und wenn nicht?

Die Gastwirte haben sich ja verpflichtet, mehr Nichtraucherzonen zu schaffen. Es ist richtig, dass die Bundesregierung das jetzt einfordert. Ansonsten helfen nur gesetzliche Maßnahmen. (...)

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http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/politik/575424.html