14.09.06
Ich habe die Kneipe überlebt. So wirklich ausschweifend war es auch gar nicht. Nach zwei Bier hatte ich weder Lust auf eine Zigarette noch auf ein drittes Bier. Ob das jetzt am Nichtrauchen liegt, sei mal dahingestellt. Es hat schließlich nicht ALLES mit Rauchen oder Nichtrauchen zu tun. Obwohl ich mir eingestehen muss, dass immer noch ein großer Teil meiner Gedanken um dieses Thema kreist.
Ich hätte gern jemanden, der in die Zukunft schauen kann und mir sagt, ob ich die Gedanken Zigaretten jemals ganz aus meinem Leben verbannen kann. Oder wird es so sein wie bei einem Alkoholiker, der sein Leben lang gefährdet ist? Ich hoffe nicht. Wenn das noch eine Zeitlang so geht, überlebe ich das. Aber was mache ich, wenn das immer so bleibt? Ich habe wirklich keine Lust, mich in den nächsten 60 Jahren ständig mit dem Thema zu befassen.
Nils hat es besser getroffen. Erst kommt er ohne körperlichen Entzug aus und dann denkt er auch noch höchstens halb soviel über das Rauchen nach. Für ihn ist das Thema erledigt. Basta. Wenn in unserer Beziehung nicht Ehrlichkeit immer das höchste Gut gewesen wäre, würde ich denken, der raucht heimlich noch. Aber das würde er mir nicht verschweigen. Er hatte immer groß herumgetönt, wenn er wolle, könne er jederzeit aufhören. Ich glaube es kaum, aber es schien ausnahmsweise keine Raucherausrede gewesen zu sein. Meine ganzen Foren, Antirauchkalender und Bonbonvorräte belächelt er eher. Zumindest denke ich das.
Dafür habe ich ein weiteres Erfolgserlebnis hinter mir. Ich war beim Zahnarzt zum Belag entfernen und nachdem die Arzthelferin fertig war, fragte der Zahnarzt: „Also, sagen Sie mal, rauchen Sie eigentlich?“. Ich bin innerlich schon ganz klein geworden – aus Gewohnheit. Das „Ja, aber gar nicht viel“ lag mir bereits weit vorn auf der Zunge.
Das sind die unangenehmen Momente im Leben eines Rauchers: Den Blick des Arztes auf sich zu spüren, der wahlweise streng sein kann, mitleidig oder einfach ablehnend. Das Kopfschütteln. Und den eigenen Drang, sich voller Panik für eine Diskussion zum Thema „Wollen Sie nicht langsam mal aufhören?“ mit Gegenargumenten auszustatten. Für den Arzt und für sich selbst. Doch diesmal ging es gut aus. Ich bemerkte meinen Irrtum, mir schwoll die Brust und siegesgewiss platzte es aus mir heraus. „Nein, ich habe aufgehört. In Zukunft haben sie nur noch mit Tee- und Kaffeebelägen zu tun“. Was für ein Sieg!
Ich glaube, ob man ein Leben lang gefährdet ist, differiert sehr stark. Du lernst aber sehr schnell mit den Attacken des :evil: sehr gelassen umzugehen. Also selbst wenn...irgendwann kann man damit leben. Warte mal noch so 2 Wochen ab.
Die ersten Situationen, in denen man sich als NMR ausgibt bestärken total, ging mir auch so!!
zunächst habe ich Raucher nicht angucken wollen, aus Angst, ich könnte wie eine Schlange auf das Kaninchen starren.
Jetzt ist es eher umgekehrt: wenn ich Raucher sehe, bin ich ganz stolz auf mich.
Raucher haben kein Privileg, dass sie rauchen dürfen, ganz im Gegenteil, die Armen müssen rauchen!
I net, für das Gefühl allein hat es sich gelohnt.
—
Viele Grüße
Snusel
seit dem 06.04.06 endlich frei
und stolze Gagaorden-Besitzerin
15.09.06
Morgen gehe ich auf meine erste Party als Nichtraucher. Ich muss sagen, so viel Angst habe ich gar nicht. Wenn ich es in der Kneipe schaffe, geht es auf der Party erst recht, sage ich mir. Schließlich sitze ich in der Kneipe die ganze Zeit auf einem Fleck und auf der Party kann ich tanzen. Wenn ich Schmacht habe, tanze ich halt.
Viel schlimmer fühle ich mich, wenn in an gestern Abend denke. Nachdem Nils und ich uns am Telefon heftig gestritten hatten, hatte ich eine unvorstellbare Lust auf eine Zigarette. Ich glaube, ich habe nur durchgehalten, weil ich keine in greifbarer Nähe hatte. Extra zum Kiosk gehen? Da bin ich dann doch aufgewacht. Als ich noch einmal darüber nachdachte, wurde mir klar, wie schmal der Grat ist, auf dem sich ein Ex-Raucher bewegt. Auch wenn du dich mit jedem Tag sicherer fühlst, flüstere ich mir selbst zu, Disziplin brauchst du immer wieder. Aber es war nur ein kurzer Moment, du hättest es so oder so noch gemerkt, wische ich die unangenehmen Gedanken wieder weg.
Ich habe gestern zum ersten Mal recherchiert, was das Rauchen eigentlich anrichtet. Dass ich mich noch nie über meine eigene Sucht informiert habe, ist mir unbegreiflich. Aber es passt in das berühmte Ausreden-Schema, es ist die Vermeidungshaltung, es ist Junkie. 13 Jahre lang habe ich geraucht, wusste aber nicht, dass da noch andere schädliche Stoffe außer Nikotin und Teer drin sind. Kohlenmonoxid? Keine Ahnung. Arsen? Doch nicht in meinen Zigaretten. Und außer, dass man vielleicht irgendwann mal Lungenkrebs bekommt, wusste ich auch nichts darüber, wie die Inhaltsstoffe im Körper genau wirken. Alles habe ich heruntergespielt, nur um nicht nachdenken zu müssen, sage ich laut und schüttele den Kopf. Lungenkrebs, Kehlkopf entfernen, das passiert den anderen, war ich mir sicher. Denen, die mehr rauchen als ich, denen, die erblich vorbelastet sind. Aber mir kann das bisschen Rauchen doch nichts anhaben. Wie konnte ich die Gefahren einfach hinnehmen? Als ob ich, wenn der eine kaputt ist, den nächsten Körper kaufen könnte. Das Fatale an den Zigaretten ist, dass die Schäden zeitverzögert eintreten. Jetzt bremse ich mich in meinen Selbstbeschimpfungen. „Die Vorzüge am Nichtrauchen hervorheben“, erinnere ich mich an den Spruch, der mich in den ersten Tagen intensiv begleitet hat. Wird gemacht: 21 Euro gespart, Geruchssinn wiederbekommen, den Respekt meiner Mitmenschen erworben, Zehn-Kilometer-Lauf mit anständiger Zeit in Aussicht. Halleluja! Die Kosten-Nutzen-Rechnung könnte so einfach sein, wenn die Sucht nicht wäre.
Hallo Nele,
lass dich nicht unterkriegen. Der :twisted: kommt immer mal wieder vorbei, aber nie lange. Das kann man aussitzen, keine Frage.
Auch bei mir läutet er hin und wieder wie so ein Hausierer: "Rauchen gefällig? Kostet heute nur die Hälfte."- "Nö"- "zieh Leine und guck dich woanders um, du Aasgeier."
So wird man den los. Bis zum nächsten Mal und dann wieder von vorn.
—
Viele Grüße
Snusel
seit dem 06.04.06 endlich frei
und stolze Gagaorden-Besitzerin
16.09.06
Ab heute füttere ich mein Nikotin-Sparschwein. Etwa 25 Euro habe ich bislang schon gespart und mein rosafarbener Freund wird bald einen ziemlich dicken Bauch bekommen. Er diente übrigens in früheren Jahren als Spritgeld-Sparschwein. Da ich jetzt nicht mehr so viele Leute herumkutschiere wie in meinen ersten Führerschein-Jahren, war er arbeitslos. Und stinkt fürchterlich nach Rauch. Nächste Aktion in meinem neuen Nichtraucher-Leben wird sein, aus meinem Aschenbecher auf vier Rädern wieder ein Auto entstehen zu lassen. Es stinkt so wahnsinnig nach Qualm, dass es mich sogar schon in meiner Raucherzeit aufgefallen ist. Jetzt ist es kaum mehr auszuhalten. In meinem Forum wurde mir schon Kaffee, Lavendel, Apfel und Polsterschaum empfohlen. Mit letzterem versuche ich es zuerst und im nächsten Schritt streue ich den Kaffee aus. Mein Glück ist, dass ich den Wagen nicht wieder verkaufen will.
A propos Gestank. Mir ist erst jetzt aufgefallen, wie viele Leute stinken. Neulich beim Laufen habe ich einen alten Diesel auf sage und schreibe 500 Meter am Geruch erkannt. Und bei dem ersten Bissen eines Fertiggerichts am Mittwoch, dass ich mir im akuten Nahrungsnotstand zubereitete, ist mir tatsächlich die Luft weggeblieben. In meiner Raucherzeit fand ich Glutamat und Co. schon eklig und habe Fast Food gemieden. Aber jetzt ist es nicht mehr zu ertragen. In mancherlei Hinsicht hat mir mein alter Verrauchter, Nicht-Geruchssinn besser gefallen.
Da bin ich ja mal gespannt. Mit meinem Geruchssinn ist es immoment nicht so weit her, da ich einen Schnupfen habe. Oder einfach die Nase voll? :aubacke2:
18.09.06
Was für ein Sonnabend. Ich habe acht Stunden gefeiert, getrunken, getanzt. Und: Ich habe nicht geraucht. Ich bin wirklich stolz auf mich. Es war nicht irgendeine Situation, in der ich gern rauche. Es war DIE Schmachtsituation. Partys - dort habe ich angefangen, dort habe ich immer am allermeisten geraucht.
Irgendwie wusste ich zwar, dass ich auf der Party nicht wieder anfange. Aber ich habe während der gesamten Zeit gemerkt, dass solche Situationen die schwierigsten sind. Erstmal haben wohl auch die meisten anderen Suchtraucher als Partyraucher angefangen. Außerdem ist der Raucheranteil im Nachtleben überdurchschnittlich. Ich habe somit Hunderte von Leuten beobachtet, wie sie sich genüsslich eine Zigarette anzünden. In dem Moment wusste ich meist nicht, wohin mit meinen Händen. Ich habe mir dann einfach noch ein Bier bestellt. Wobei es naheliegt, diese Methode nicht überzustrapazieren.
Geholfen hat auch die Vorstellung, dass diese Leute eben nicht nur eine Genusszigarette auf der Party rauchen. Ich habe mir dieselben Leute morgens nach dem Aufstehen vor dem Aschenbecher vorgestellt. Nach einer Weisheitszahnoperation mit Kippe und schlechtem Gewissen. Erkältet mit Kippe und Hustenanfall. Das hat geholfen. Ich habe sie nicht mehr beneidet. "Gelegenheitsraucher", habe ich mir im Stillen eingeschärft, "wirst du eh nie, dazu hängst du zu tief drin."
Eigentlich ist die Zigarette eine ziemlich bescheuerte Droge. Was das Preis-Leistungsverhältnis angeht, ist sie völlig indiskutabel. Im Gegensatz zu jeder anderen Droge hat sie kaum eine Wirkung. Man hat keinen Rausch, keine künstliche gute Laune, man ist weder aufgeputscht noch wirklich beruhigt. Der Heroinsüchtige hat wenigstens bei den ersten Erfahrungen ein positives Erlegbis Und wir Raucher? Wir müssen uns auch noch wochenlang überwinden, bis sie endlich schmeckt. Eine seltsame Droge, wirkungsschwach und nebenwirkungsreich. Und im Verhältnis dazu völlig überteuert. Ich glaube nicht, dass die Preise für andere Drogen so instabil sind. Und so etwas wird nun massenweise konsumiert. Jedes andere Produkt, bei dem die Nachteile so überwiegen, würde man im Regal stehen lassen.
Wow, davor graut´s mir auch noch! Vor Partys die man sonst ohne Kippe nicht durchgestanden hat. Und am anderen Tag hat man kaum Luft gekriegt, weil man natürlich wieder mehr wie eine Schachtel am Abend geraucht hat!!
Mit dem Nutzen dieser Droge hast Du recht, so hab ich´s noch gar nicht gesehen! Man hat ja wirklich gar nichts davon außer ein Haufen zusätzliche Probleme, die man eigendlich gar nicht braucht!!! :nein1:
Toll geschrieben!
Macht mir mut! Danke!
Grüße Iris
Rauchfrei seit 14.09.06, 12:00
[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic2161.html]Sissi´s Tagebuch[/url]
Diesmal gibt es ein Ende, auch wenn der Weg lang ist!
14.09.06
Ich habe die Kneipe überlebt. So wirklich ausschweifend war es auch gar nicht. Nach zwei Bier hatte ich weder Lust auf eine Zigarette noch auf ein drittes Bier. Ob das jetzt am Nichtrauchen liegt, sei mal dahingestellt. Es hat schließlich nicht ALLES mit Rauchen oder Nichtrauchen zu tun. Obwohl ich mir eingestehen muss, dass immer noch ein großer Teil meiner Gedanken um dieses Thema kreist.
Ich hätte gern jemanden, der in die Zukunft schauen kann und mir sagt, ob ich die Gedanken Zigaretten jemals ganz aus meinem Leben verbannen kann. Oder wird es so sein wie bei einem Alkoholiker, der sein Leben lang gefährdet ist? Ich hoffe nicht. Wenn das noch eine Zeitlang so geht, überlebe ich das. Aber was mache ich, wenn das immer so bleibt? Ich habe wirklich keine Lust, mich in den nächsten 60 Jahren ständig mit dem Thema zu befassen.
Nils hat es besser getroffen. Erst kommt er ohne körperlichen Entzug aus und dann denkt er auch noch höchstens halb soviel über das Rauchen nach. Für ihn ist das Thema erledigt. Basta. Wenn in unserer Beziehung nicht Ehrlichkeit immer das höchste Gut gewesen wäre, würde ich denken, der raucht heimlich noch. Aber das würde er mir nicht verschweigen. Er hatte immer groß herumgetönt, wenn er wolle, könne er jederzeit aufhören. Ich glaube es kaum, aber es schien ausnahmsweise keine Raucherausrede gewesen zu sein. Meine ganzen Foren, Antirauchkalender und Bonbonvorräte belächelt er eher. Zumindest denke ich das.
Dafür habe ich ein weiteres Erfolgserlebnis hinter mir. Ich war beim Zahnarzt zum Belag entfernen und nachdem die Arzthelferin fertig war, fragte der Zahnarzt: „Also, sagen Sie mal, rauchen Sie eigentlich?“. Ich bin innerlich schon ganz klein geworden – aus Gewohnheit. Das „Ja, aber gar nicht viel“ lag mir bereits weit vorn auf der Zunge.
Das sind die unangenehmen Momente im Leben eines Rauchers: Den Blick des Arztes auf sich zu spüren, der wahlweise streng sein kann, mitleidig oder einfach ablehnend. Das Kopfschütteln. Und den eigenen Drang, sich voller Panik für eine Diskussion zum Thema „Wollen Sie nicht langsam mal aufhören?“ mit Gegenargumenten auszustatten. Für den Arzt und für sich selbst. Doch diesmal ging es gut aus. Ich bemerkte meinen Irrtum, mir schwoll die Brust und siegesgewiss platzte es aus mir heraus. „Nein, ich habe aufgehört. In Zukunft haben sie nur noch mit Tee- und Kaffeebelägen zu tun“. Was für ein Sieg!
Rauchfrei seit 05.09.2006
Ich glaube, ob man ein Leben lang gefährdet ist, differiert sehr stark. Du lernst aber sehr schnell mit den Attacken des :evil: sehr gelassen umzugehen. Also selbst wenn...irgendwann kann man damit leben. Warte mal noch so 2 Wochen ab.
Die ersten Situationen, in denen man sich als NMR ausgibt bestärken total, ging mir auch so!!
Immer weiter auf der Leiter!
Rauchfrei seit dem 27.07.2006
[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic1942.html]Christina's Tagebuch[/url]
Hallo,
zunächst habe ich Raucher nicht angucken wollen, aus Angst, ich könnte wie eine Schlange auf das Kaninchen starren.
Jetzt ist es eher umgekehrt: wenn ich Raucher sehe, bin ich ganz stolz auf mich.
Raucher haben kein Privileg, dass sie rauchen dürfen, ganz im Gegenteil, die Armen müssen rauchen!
I net, für das Gefühl allein hat es sich gelohnt.
Viele Grüße
Snusel
seit dem 06.04.06 endlich frei
und stolze Gagaorden-Besitzerin
15.09.06
Morgen gehe ich auf meine erste Party als Nichtraucher. Ich muss sagen, so viel Angst habe ich gar nicht. Wenn ich es in der Kneipe schaffe, geht es auf der Party erst recht, sage ich mir. Schließlich sitze ich in der Kneipe die ganze Zeit auf einem Fleck und auf der Party kann ich tanzen. Wenn ich Schmacht habe, tanze ich halt.
Viel schlimmer fühle ich mich, wenn in an gestern Abend denke. Nachdem Nils und ich uns am Telefon heftig gestritten hatten, hatte ich eine unvorstellbare Lust auf eine Zigarette. Ich glaube, ich habe nur durchgehalten, weil ich keine in greifbarer Nähe hatte. Extra zum Kiosk gehen? Da bin ich dann doch aufgewacht. Als ich noch einmal darüber nachdachte, wurde mir klar, wie schmal der Grat ist, auf dem sich ein Ex-Raucher bewegt. Auch wenn du dich mit jedem Tag sicherer fühlst, flüstere ich mir selbst zu, Disziplin brauchst du immer wieder. Aber es war nur ein kurzer Moment, du hättest es so oder so noch gemerkt, wische ich die unangenehmen Gedanken wieder weg.
Ich habe gestern zum ersten Mal recherchiert, was das Rauchen eigentlich anrichtet. Dass ich mich noch nie über meine eigene Sucht informiert habe, ist mir unbegreiflich. Aber es passt in das berühmte Ausreden-Schema, es ist die Vermeidungshaltung, es ist Junkie. 13 Jahre lang habe ich geraucht, wusste aber nicht, dass da noch andere schädliche Stoffe außer Nikotin und Teer drin sind. Kohlenmonoxid? Keine Ahnung. Arsen? Doch nicht in meinen Zigaretten. Und außer, dass man vielleicht irgendwann mal Lungenkrebs bekommt, wusste ich auch nichts darüber, wie die Inhaltsstoffe im Körper genau wirken. Alles habe ich heruntergespielt, nur um nicht nachdenken zu müssen, sage ich laut und schüttele den Kopf. Lungenkrebs, Kehlkopf entfernen, das passiert den anderen, war ich mir sicher. Denen, die mehr rauchen als ich, denen, die erblich vorbelastet sind. Aber mir kann das bisschen Rauchen doch nichts anhaben. Wie konnte ich die Gefahren einfach hinnehmen? Als ob ich, wenn der eine kaputt ist, den nächsten Körper kaufen könnte. Das Fatale an den Zigaretten ist, dass die Schäden zeitverzögert eintreten. Jetzt bremse ich mich in meinen Selbstbeschimpfungen. „Die Vorzüge am Nichtrauchen hervorheben“, erinnere ich mich an den Spruch, der mich in den ersten Tagen intensiv begleitet hat. Wird gemacht: 21 Euro gespart, Geruchssinn wiederbekommen, den Respekt meiner Mitmenschen erworben, Zehn-Kilometer-Lauf mit anständiger Zeit in Aussicht. Halleluja! Die Kosten-Nutzen-Rechnung könnte so einfach sein, wenn die Sucht nicht wäre.
Rauchfrei seit 05.09.2006
Hallo Nele,
lass dich nicht unterkriegen. Der :twisted: kommt immer mal wieder vorbei, aber nie lange. Das kann man aussitzen, keine Frage.
Auch bei mir läutet er hin und wieder wie so ein Hausierer: "Rauchen gefällig? Kostet heute nur die Hälfte."- "Nö"- "zieh Leine und guck dich woanders um, du Aasgeier."
So wird man den los. Bis zum nächsten Mal und dann wieder von vorn.
Viele Grüße
Snusel
seit dem 06.04.06 endlich frei
und stolze Gagaorden-Besitzerin
16.09.06
Ab heute füttere ich mein Nikotin-Sparschwein. Etwa 25 Euro habe ich bislang schon gespart und mein rosafarbener Freund wird bald einen ziemlich dicken Bauch bekommen. Er diente übrigens in früheren Jahren als Spritgeld-Sparschwein. Da ich jetzt nicht mehr so viele Leute herumkutschiere wie in meinen ersten Führerschein-Jahren, war er arbeitslos. Und stinkt fürchterlich nach Rauch. Nächste Aktion in meinem neuen Nichtraucher-Leben wird sein, aus meinem Aschenbecher auf vier Rädern wieder ein Auto entstehen zu lassen. Es stinkt so wahnsinnig nach Qualm, dass es mich sogar schon in meiner Raucherzeit aufgefallen ist. Jetzt ist es kaum mehr auszuhalten. In meinem Forum wurde mir schon Kaffee, Lavendel, Apfel und Polsterschaum empfohlen. Mit letzterem versuche ich es zuerst und im nächsten Schritt streue ich den Kaffee aus. Mein Glück ist, dass ich den Wagen nicht wieder verkaufen will.
A propos Gestank. Mir ist erst jetzt aufgefallen, wie viele Leute stinken. Neulich beim Laufen habe ich einen alten Diesel auf sage und schreibe 500 Meter am Geruch erkannt. Und bei dem ersten Bissen eines Fertiggerichts am Mittwoch, dass ich mir im akuten Nahrungsnotstand zubereitete, ist mir tatsächlich die Luft weggeblieben. In meiner Raucherzeit fand ich Glutamat und Co. schon eklig und habe Fast Food gemieden. Aber jetzt ist es nicht mehr zu ertragen. In mancherlei Hinsicht hat mir mein alter Verrauchter, Nicht-Geruchssinn besser gefallen.
Rauchfrei seit 05.09.2006
Da bin ich ja mal gespannt. Mit meinem Geruchssinn ist es immoment nicht so weit her, da ich einen Schnupfen habe. Oder einfach die Nase voll? :aubacke2:
Halt weiter durch, du machst das toll.
Grüße Iris
Rauchfrei seit 14.09.06, 12:00
[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic2161.html]Sissi´s Tagebuch[/url]
Diesmal gibt es ein Ende, auch wenn der Weg lang ist!
18.09.06
Was für ein Sonnabend. Ich habe acht Stunden gefeiert, getrunken, getanzt. Und: Ich habe nicht geraucht. Ich bin wirklich stolz auf mich. Es war nicht irgendeine Situation, in der ich gern rauche. Es war DIE Schmachtsituation. Partys - dort habe ich angefangen, dort habe ich immer am allermeisten geraucht.
Irgendwie wusste ich zwar, dass ich auf der Party nicht wieder anfange. Aber ich habe während der gesamten Zeit gemerkt, dass solche Situationen die schwierigsten sind. Erstmal haben wohl auch die meisten anderen Suchtraucher als Partyraucher angefangen. Außerdem ist der Raucheranteil im Nachtleben überdurchschnittlich. Ich habe somit Hunderte von Leuten beobachtet, wie sie sich genüsslich eine Zigarette anzünden. In dem Moment wusste ich meist nicht, wohin mit meinen Händen. Ich habe mir dann einfach noch ein Bier bestellt. Wobei es naheliegt, diese Methode nicht überzustrapazieren.
Geholfen hat auch die Vorstellung, dass diese Leute eben nicht nur eine Genusszigarette auf der Party rauchen. Ich habe mir dieselben Leute morgens nach dem Aufstehen vor dem Aschenbecher vorgestellt. Nach einer Weisheitszahnoperation mit Kippe und schlechtem Gewissen. Erkältet mit Kippe und Hustenanfall. Das hat geholfen. Ich habe sie nicht mehr beneidet. "Gelegenheitsraucher", habe ich mir im Stillen eingeschärft, "wirst du eh nie, dazu hängst du zu tief drin."
Eigentlich ist die Zigarette eine ziemlich bescheuerte Droge. Was das Preis-Leistungsverhältnis angeht, ist sie völlig indiskutabel. Im Gegensatz zu jeder anderen Droge hat sie kaum eine Wirkung. Man hat keinen Rausch, keine künstliche gute Laune, man ist weder aufgeputscht noch wirklich beruhigt. Der Heroinsüchtige hat wenigstens bei den ersten Erfahrungen ein positives Erlegbis Und wir Raucher? Wir müssen uns auch noch wochenlang überwinden, bis sie endlich schmeckt. Eine seltsame Droge, wirkungsschwach und nebenwirkungsreich. Und im Verhältnis dazu völlig überteuert. Ich glaube nicht, dass die Preise für andere Drogen so instabil sind. Und so etwas wird nun massenweise konsumiert. Jedes andere Produkt, bei dem die Nachteile so überwiegen, würde man im Regal stehen lassen.
Rauchfrei seit 05.09.2006
Wow, davor graut´s mir auch noch! Vor Partys die man sonst ohne Kippe nicht durchgestanden hat. Und am anderen Tag hat man kaum Luft gekriegt, weil man natürlich wieder mehr wie eine Schachtel am Abend geraucht hat!!
Mit dem Nutzen dieser Droge hast Du recht, so hab ich´s noch gar nicht gesehen! Man hat ja wirklich gar nichts davon außer ein Haufen zusätzliche Probleme, die man eigendlich gar nicht braucht!!! :nein1:
Grüße Iris
Rauchfrei seit 14.09.06, 12:00
[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic2161.html]Sissi´s Tagebuch[/url]
Diesmal gibt es ein Ende, auch wenn der Weg lang ist!
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