[size=14:302bb3e9af][color=brown:302bb3e9af][b:302bb3e9af]FORTSETZUNG [/b:302bb3e9af](1961)[/color:302bb3e9af][/size:302bb3e9af]
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[b:302bb3e9af][size=15:302bb3e9af]"Geh ma anne Bude und hol'n Bier und 3 Kippen für Vatter - LOS!"[/size:302bb3e9af][/b:302bb3e9af][/color:302bb3e9af]

[b:302bb3e9af][size=13:302bb3e9af]Eine schöne Zeit, die gute alte Zeit. Die Kinder zuhause kanbbern manchmal nur auf ner Brotrinde rum und warten drauf, daß Vatern abends von Arbeit kommt, denn der hat immer noch ein Hasenbrot für seine "Blagen" drin. Die paar Brocken hat er sich "auffe Maloche" vom Mund abgespart.
Wer die Lohntüte bringt, der hat natürlich auch den Respekt der Familie und genießt so manchen Vorzug. Was heute wie ein Märchen anmutet, war Normalität. Wenn der Erzeuger "vonne Maloche" nach Hause kam, hatte alles zu klappen: Pantoffeln parat, Essen auf dem Tisch, Pulle Bier aufgemacht (Schnappflasche und ohne Glas, logisch). Das Ritual hatte einfach zu klappen, sonst gabs Ärger. Mir fällt grad nichts ein, was mit Ärger in Arbeiterfamilien aus dem Pott um 1960 zu vergleichen wäre. Da kann jeder seine lebhafte Phantasie spielen lassen.
Jedenfalls war ich von drei Kindern der einzige Sohn(emann) ("Bengel") und bei diesem Ritual für die Anwesenheit von Bierpulle und Kippen zuständig. Dazu bin ich von Mutter täglich (mit Nachdruck) "anne Bude" gejagt worden (Bude=heutiger Kiosk oder Trinkhalle).
"Los du Rotzlöffel. Geh ma anne Bude und hol'n Bier und 3 Kippen für Vatter - aber zackich!"
Die damalige Bude war ein kleiner Bretterverschlag mit Verkaufsfensterchen, vorne 4 qm Wandfläche und hinten raus 10 Meter lang. An dem Fenster gabs außer Autos fast alles, auch die vielen abseits stehenden sichtbaren Versuchungen wie Lakritz oder Knöterich, für die Sohnemann sowieso nur in absoluten Ausnahmesituationen Geld kriegte, sofern er es sich nicht selbst durch den Verkauf von geklautem Schrott beim Klüngelspitt (Schrotthändler mit Pferdewagen) verdiente. Mancher Nachbar hat da schonmal seinen besten Kochtopf vermißt. Na egal, auf jeden Fall gab es an dieser Bude was ich holen sollte, nämlich Bier und Kippen. Das Geld war genau abgezählt. Ich bekam dafür genau die eine Pulle Bier und die 3 Kippen. Ob sich das heute noch jemand vorstellen kann, daß man damals die Kippen einzeln kaufen konnte und daß winzige Bonbons einzeln aus einem Glas abgezählt mit einem Schäufelchen in Papiertütchen verschwanden?
Essen gekocht, Bier und Kippen zuhause und Vater war zufrieden. Sofa-Füße hoch-Bier auf-Kippe an-Fernseher ("Löwe" s/w) an und die Welt war in Ordnung.
Das mit den einzelnen Kippen hat sich dann sehr bald gewandelt. Nicht nur, daß es sie nicht mehr gab, sondern auch der Bedarf stieg enorm. War es einstmals noch mit Genuß verbunden, wurden die Dinger bald wichtiger als alles andere. Wenn für nichts mehr Kohle da war, für Kippen immer. Und so tauchte ich vollkommen unter, im Nebel meiner Familie und der gesamten sich ständig bei uns auf die Füße tretenden qualmenden Verwandschaft.[/size:302bb3e9af][/b:302bb3e9af]

[size=14:302bb3e9af][b:302bb3e9af]Demnächst geht es weiter in der Fortsetzung:[/b:302bb3e9af][/size:302bb3e9af]

:dopy1: [color=red:302bb3e9af][b:302bb3e9af][size=17:302bb3e9af]Nebel des Grauens[/size:302bb3e9af][/b:302bb3e9af][/color:302bb3e9af] :dopy1:

wenn die noch einer lesen will