Hallo Dennis

Da gebe ich dir Recht, ich gebe bestimmt nicht nach. Ich betrachte mich zwar immer noch als Ex-Raucher, werde ich wahrscheinlich immer so tun. In meinem gestrigen Gespräch mit mehreren Rauchern, deren "Argumente" ich nicht nachvollziehen konnte, gab es zwischen uns sämtliche Meinungsunterschiede. Ich wollte nur erwähnen, dass ich nicht am missionieren gewesen war (werde nie ein sog. militanter Ex-Raucher), ich wurde lediglich von den Kollegen gefragt wie ich mich als Nichtraucher so fühle, worauf ich meine Antworten ehrlich gegeben habe. Das Gespräch wurde übrigens von einem der Raucher angefangen.

Nur dauerte die Gesprächsrunde mit diesem Thema als Hauptpunkt schon Paar Minuten, in denen mir einer von denen gesagt hat, dass morgen nach dem Aufstehen der Kaffee ohne Kippe niemals so gut schmecken kann. Es gab noch weitere seltsame Statements, die ich nicht kommentieren möchte, glaube dass jeder von uns diese Standardsprüche schon kennt. Ich habe diese Sprüche als Raucher erstaunlicherweise niemals verwendet. Ich habe mich als ich Raucher war, niemals versucht vor den gerade frisch gewordenen Nichtrauchern zu gerechtfertigen bzw. irgendetwas beim Rauchen positiv darzustellen, sondern den Leuten ohne Kommentar herzlichst gratuliert und sie richtig gelobt. Allerhöchstens habe ich jemanden gefragt wie er es geschafft hat.

Das fand ich schon seltsam, dass mir der eine oder andere Raucher gute Sachen am Rauchen schmackhaft machen möchte, gratuliert wurde mir aber dennoch. Es war sicherlich kein Neid dabei, aber man fühlte sich als Verräter, da der eine oder andere von den Jungs auch gerne Nichtraucher wäre. Ich wurde gefragt, ob ich die Schmacht verspüre was ich als bejaht habe, aber dass diese Schmacht relativ harmlos sei und leicht zu kontrollieren. Darauf antwortete ein guter Kollege von mir "Sollte ich irgendwannmal an seine Schachtel drangehen, müsste ich ihn erstmal verprügeln", sowas fand ich klasse. Ich sagte Ihm, dass die Schmacht in der Form wie ein Kettenraucher sie kennt bei mir nicht mehr vorhanden ist und er keine Sorge zu haben brauche.

Wahrscheinlich fragt sich jeder ich übrigens auch wo die Pointe von der Story ist und was will ich euch erzählen. Ich will damit nur sagen, dass ich im gestrigen Gespräch, mehr denn je gemerkt habe inwieweit ich mich in meinem Tun, Handeln und erst recht in meiner Denkweise von meinen rauchenden Mitmenschen entfernt habe. Ich habe jetzt einen anderen Alltag, ich gehe anders einkaufen, ich verbringe den Tag zuhause anders, auf der Arbeit ist es genauso. Es läuft zuhause alles ruhiger und stressfreier ab, da ich ein Balkonraucher war. Früher habe ich alles was ich im Haushalt gemacht habe durch Qualmen unterbrochen, beim Einkaufen blieb ich alle 25 Minuten vor der Tür eines Geschäfts mit der Kippe im Maul stehen. Im Prinzip verlor man nur noch mehr Zeit und machte sich Stress ohne Ende.

Ich war nie einer der Raucher gewesen, der irgendetwas positives übers Rauchen gesagt hat. Gemütlichkeit oder ähnliche obszöne Argumente habe ich niemals verwendet. Wenn mich einer gefragt hat, warum ich rauche, dann bekam er die Antwort "Ich weiss es nicht" oder "ich bin süchtig", aber niemals solch ein Unfug wie "sonst gönne ich mir gar nichts". Ich habe zudem niemals gejammert wie teuer die Zigaretten sind, niemals meiner Umgebung erzählt, ich möchte aufhören, und habe unter Menschen am meisten geraucht. Darum sind viele total überrascht gewesen, dass ausgerechnet ich nicht mehr rauche. Ich war auf der imaginären Liste der potenziellen Aufhörkandidaten bei den Menschen aus meiner Umgebung ganz weit unten. Auf die Frage eines Kollegen "Ich hätte nie gedacht dass du es versucht, du hast noch nie davon erzählt dass du aufhören möchtest", habe ich geantwortet: "Nun siehst dass es geht, und zwar jeder kann es schaffen". Er möchte mich nächstes mal besuchen und sich darüber unterhalten. Er hat auch keinen Bock mehr auf sowas.

Grüsse

P.S. Nächstes mal wird der Text kürzer ausfallen