[url=http://www.ohnerauchen.de/node/4637]Heinos Nichtrauchertagebuch[/url] [i][b][color=red]Letzte Zigarette am 25.10.2010[/i][/b][/color] :danci1: [b][color=blue]Anfangen ist leicht, Durchhalten eine Kunst[/b][/color]
Hier bin ich also wieder. Es hatte mich schwer erwischt. Bis gerade eben habe ich wieder geraucht. Irgendwie war's ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr so schlecht. Ich habe mich etwas gehen lassen, habe ein wenig das Chaos zugelassen, das in mir herrschte. Das hatte sich da schon länger aufgestaut. Mein konkreter Anlass, mir diese eine Kippe anzuzünden vor drei Tagen, war ein enttäuschendes Telefongespräch mit jemandem, den ich eigentlich sehr schätze, und welches mich komplett aus der Bahn warf. Das war am Montagabend. Ich fühlte mich wie betäubt danach.
Dass die Kippen wieder näher gerückt waren, schon in den Tagen zuvor, sehe ich jetzt etwas deutlicher. Insofern war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass mir das jetzt passiert ist. Denn ich war mal wieder einige Zeit lang ziemlich verbissen perfektionistisch gewesen in diesen Tagen. Nichts konnte ich dem inneren Richter in mir recht machen, gleichzeitig versagte ich so oft vor meinen katastrophal hohen Ansprüchen an mich selbst. Als Josefine mir zum Beispiel schrieb, wie gut es sei, was ich den alten Damen in meinem Beruf alles Gutes tue, dachte ich nur an eine Bewohnerin unseres Altenheimes, zu der ich an genau dem Abend, als ich das las, eben nicht besonders freundlich war - weil ich keine Zeit hatte, mal wieder drei Dinge gleichzeitig machen musste und der nächste Patient auch schon drängelte. Als ich diese Worte dann las, schämte ich mich so furchtbar. Ich dachte, ich hätte das nicht verdient, ich sei ein ganz übler Blender.
Darüber hinaus erlebte ich jetzt noch etwas in den drei zurückliegenden Tagen: Es gibt diese selbstzerstörerischen Anteile in mir. Weiß der Geier, wo die herkommen, mittlerweile glaube ich, die gehören vielleicht einfach dazu, vielleicht hat ja jeder Mensch so ' was in sich. Es geht nicht mal um totale Zerstörung, sondern mehr um ein extrem wackeliges und waghalsiges und lustvolles Balancieren auf der Grenze, bei dem man sich schon mal in Gefahr bringt. Auf der anderen Seit ist das etwas, das mir auch hiflt, mich selbst zu spüren. Es macht mir Bereiche meiner Persönlichkeit fühlbar, die sonst verborgen sind. - Wenn ich also durch die Welt renne und mich fühle wie ein reuiger Sünder, der jetzt endlich abstinent geworden ist, dann ist daran etwas Unauthentisches. So will ich mich nicht sehen. Ich las in der letzten Nacht in einer Biographie meines Lieblingsmusikers Lou Reed. Nein, so krass wie er bin ich lange nicht, und ich will das auch gar nicht ausprobieren. Aber es gab in meinem Leben einige Jahre, besonders die vier Jahre, in denen ich Ende der Neunziger in Berlin lebte, in denen ich echt am Abgrund lebte. Und ich denke, es ist an der Zeit, das in mir zu würdigen und zu integrieren statt immer nur so zu tun, als sei ich froh, dass es vorbei ist. Nein, ich bin auch bisschen wehmütig, wenn ich daran denke.
Zigaretten waren und sind für mich der letzte Wahnsinn, den ich mir noch erlauben wollte, nach Alkohol und Drogen, die ich schon lange aufgehört hatte zu benutzen. Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mir immer wieder klar mache, dass ich nüchtern, clean und suchtmittelfrei leben will, nicht aus einer spießig-bieder-sauertöpfischen Moral heraus, mit viel Reue und schlechtem Gewissen, weil ich ja ach so ein böser Bube war. Sondern es ist mir ganz wichtig, das ich die ganze Cleanness aus Gründen der Radikalität, der Konsequenz, der noch mehr als Drogen authentischen Hingabe an Rock'n'Roll mache.
Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Freund, in dem wir übereinstimmend der Meinung waren, dass es ein nicht zu verachtender und ganz schön heftiger Trip ist, eben ganz nüchtern zu sein. Sich nicht wegzudröhnen, sich nicht den Schutzschild von so einer subtilen Droge wie Nikotin überzuziehen sondern sich der Realität zu stellen.
Ich glaube, was ich in meinem Leben in nächster Zeit entwickeln will, ist Kreativität. Ich mag Kunst, Literatur und Musik. Ich spiele selbst eigentlich zwei Instrumente ziemlich gut. Aber ich habe mich immer klein gemacht und nie ernsthaft daran gedacht, da für mich was draus zu machen. Ich töpfere auch ganz gerne und kann auch plastisch arbeiten, das weiß ich, und es macht mir Spaß, aber ich dachte immer (Perfektionismus), ich sollte das lassen, andere können das viel besser als ich. Aber ich vermute, das Selbstzerstörerische (und etliche andere unbewußten Dinge) lassen sich doch in kreativer Arbeit ganz gut ausdrücken.
Für jetzt genug. Ich danke euch von ganzem Herzen für Eure Texte, für Eure guten kostbaren Worte, für eure liebevolle Haltung und Euern Humor.
ich muss jetzt einfach ein paar Zeilen schreiben, obwohl ich schon wieder auf dem Sprung bin. Weißt Du, Leben heißt IMMER Veränderung und was heute gut ist, das kann morgen schon ins Gegenteil schlagen. Ich wollte NIE heiraten bis der Mensch kam, dessen Namen ich tragen wollte, dessen Ring ich zeigen wollte, den ich immer neben mir liegen haben wollte ... Ich wollte auch nie einen Kombi - wie schlimm ist das denn? Ich hatte einen Kombi und er war wunderbar ... Ja, lach' nur. Ich habe jetzt wieder was "schnittiges" - aber mein nächstes Auto wird wieder ein Kombi sein - ein Opaauto ... was man da alles reinpacken kann. Ich wollte auch nie Kinder und nun würde ich sterben wollen, wenn mein Kind nicht mehr bei mir wäre. Moai - Leben IST Veränderung und es ist alles so gut, wie es ist. Ich habe auch "schwarze Löcher" in meinem Leben, Dinge, die ich heute mit einer Zornesfalte zwischen den Augen betrachte und mich frage, wie ich das nur tun konnte. Aber diese Dinge haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin und wer weiß denn schon, was noch kommt? Ich bin, wie ich bin und ich habe viele Fehler gemacht und ich werde viele Fehler noch machen. Aber ist das nicht wundervoll? Ja, man ägert sich darüber, aber man wächst auch daraus hervor. Du hast gute Tage und auch schlechte. Ohne Licht gibt es keinen Schatten ... Bleib' wie Du bist, sei wie Du bist. Alle Dinge, die Dir passierten, haben Dich zu dem Menschen gemacht, den ich hier im Forum gefunden habe und den ich wirklich mag. An seine Gesundheit zu denken mag ein Aspekt der "Alten" sein ... es ist vernüftig ... Doch es ist jetzt die Zeit gekommen, Dein Projekt anzugehen. Und es liegt immer im Auge des Betrachters, wie er es empfindet, was Du gerade tust. "Und Ich mach mein Ding,
egal was die anderen sagen.
Ich geh meinen Weg,
ob gerade ob schräg, das ist egal. Ich mach mein Ding,
egal was die anderen labern,
Was die Schwachmaten einem so raten,
das ist egal -
ich mach mein Ding ...
" Fällt mir gerade ein. Hat unser Udo mal gesungen - irgendwann.
Jetzt schmeiß die Zigaretten weg, zünde mit dem Feuerzeug nur noch Duftkerzen an und wenn Du mal wieder denkst, Du bist nicht gut, wie Du bist, dann schieb' den Gedanken weg. Du kannst das und Du schaffst das auch. Und Menschen, die uns verletzen ... die werden leider niemals aussterben. Aber deswegen Drogen nehmen? Ist es das wert? Nein, liebe Moai ...
Josefine
—
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Jawohl! Die letzte geraucht vor anderthalb Stunden und dann ein Räucherstäbchen angezündet. Liebe Grüsse und tausend Dank. Deine Worte tun echt gut, Josefine. Etwas wackelig fühle ich mich schon, aber insgesamt wieder ganz gut. Gruss.
Komme gerade vom Arzt - unwichtig ... Auf jeden Fall saß dort ein süßes Omchen mit ihrem Gatten, beide hochbetagt. Und das Omchen dachte wohl, wenn sie nicht gut hört, dann hört auch sonst niemand gut und schrie denn Gatten dann dauernd an und ließ somit die kpl. Arztpraxis an ihren Gedanken teilhaben. Ich musste still in mich hineinlächeln und dachte an Dich dabei. Du hättest ihr sicherlich gut gefallen. Und da spürte ich so bei mir, dass ich Dich schon mit in mein reales Leben genommen habe. Dich und viele andere auch, die ich in bestimmten Situationen quasi neben mir stehen sehe ... Könnte sein, dass ich meine Sauerstoffzufuhr durch das nichtrauchen überdosiert habe ... oder einfach, dass es immer wichtig sein wird, was WIR hier im Forum so im Leben leben. Mach's gut und pass' auf Dich auf.
Josefine :1loveyou:
—
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Und, typisch ich, habe ich vergessen zu sagen, :oops: Vielen Dank für Dein Vertrauen, dass Du all das von Dir erzählst! Du bist ein Supertyp! Bis balb mal, ich wünsche Dir viel Energie und eine extra Portion Sturheit!
Zerstörung ist ja erst mal was gutes. Man macht kaputt was man nicht gut findet. So werden ja auch schon im Sandkasten die Probleme ganz schnell gelöst. Keine Umwege. Auf jeden Fall gut ist, dass das Problem angegangen wird.
Zwischen Drahtseilakt und Selbstzerstörung sehe ich einen grossen Unterschied. Selbstzerstörung kann nicht gut sein. Ausser sie bewirkt irgendwie eine Veränderung, die aber nicht in der Selbstzertörung endet.
Ich finde deine Idee kreative Bereiche zu erschließen super! Das ist ja so als würdest du noch auf einem zweiten Planeten leben. (Für mich ist das mit Musik so und ich mag meinen zweiten Planeten sehr!).
Nehmen wir mal an man hat ein Problem und kriegt es nicht aus dem Kopf. Man muss aber auch mal abschalten. Dann kann man Drogen nehmen - natürlich mit allen Nachteilen, die das so mit sich bringt auf lange Sicht. Andererseits, wenn man meditiert oder sich z.B. auf seinen Atem konzentriert, ist das Problem in dem Moment schon mal nicht da. Einfach weil man etwas anderes tut. Man hat sich entspannt. Ohne Nebenwirkungen.
Genauso ist es mit Musik. Musik ist eine Welt für sich. Und die tut unheimlich gut. Auch mit anderen Leuten Musik zu machen. Es ist eine ganz andere Art der Kommunikation. Mir sagt das sehr viel. Wenn ich z.B. jemanden Musik machen höre - sagen wir mal nur zwanzig Sekunden - dann kenne ich den schon ganz gut. Das ist also eine sehr vielsagende Sprache. Aber du kennst das ja vielleicht auch selber schon.
Hm, komisch die Sache mit dem Perfektionismus bei dir. Ist doch völlig egal, ob man gut ist oder nicht und ich finde dass man mit relativ einfachen Mitteln oft alles wesentliche sagen kann. "Gut" sein kann auch behindern, viel üben z.B. im negativen Sinne konditionieren. Ist zwar auf jeden Fall sehr hilfreich ein guter Handwerker zu sein - aber ich finde das ist nur zweitrangig wichtig. Die Frage ist auch: Was ist eigentlich gut? Für mich auf jeden Fall nicht jemand, der bewundert wird, weil er seine Finger gut bewegen kann, weil er viel geübt hat. Sondern z.B. eher jemand der Intuition hat. Der ist sogar wichtig. Ja, du kannst alle möglichen Sachen, die in dir sind, super ausdrücken in kreativer Arbeit. Und man kann sich dem Leben von einer ganz anderen Seite aus nähern. Also ich will nur mal sagen, für mich ist das total wichtig - und mir würde ohne was fehlen. Das ist glaube ich eine gute Idee von dir das mal mehr zu kultivieren!
toll, dass du wieder aufgehört hast zu rauchen, das kann nur richtig sein, :applaus: Maximilian
—
"Wieso soll ich mich jetzt mit einer Zigarette bestrafen, ich hab doch grade nix böses getan" - rauchfrei seit: 1.1.2020
Ich habe leider nicht viel Zeit.... aber dennoch möchte ich dir schreiben und dir sagen, wie toll ich das finde, dass du weitermachst! Du bist wirklich besonders und das ist richtig cool!
Letztens war ich auf einer Feier, auf der ich jemanden kennengelernt habe. Wir unterhielten uns über Musik und Festivals und sowas und da kamst du mir in den Sinn. Keine Ahnung warum, aber ich dachte an dich und dass ich mir dich so vorstelle derjenige war sehr nett und er sprach so bedacht irgendwie, das gefiel mir. Ergo: es waren tolle Gespräche und eine coole Fete.
Ich las gestern von Josefine und der Arztpraxiswarteraumszene mit dem Ömchen, .... dass sie dich mit in die Realität genommen hat
Das habe ich hier auch mit mehreren. Verrückt :mrgreen:
Moai, du bist toll! Es ist schön, dass du Teil dieser Gemeinschaft bist!!!! Du bereicherst ungemein.
Übrigens: Kennst du "Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron? Super Buch!
Man könnte meinen, ich werde für all die Bücherwerbung bezahlt Ich schöre dass dem nicht so ist :aubacke1:
ich liebe bloß einfach Bücher, fast egal welches Genre....
Überings ist das richtig schön, was Maximilian und du über Musik schreibt. Musik ist ein so wichtiger Teil meines Lebens. Von mir. Musik ist Magie...
Ein schönes Wochenende wünsche ich dir... mit Frieden im Herzen.
—
„Menschen haben es schwer ihr Leiden loszulassen. Aus Angst vor dem Unbekannten bevorzugen sie Leiden, das ihnen vertraut ist.“
– Thich Nhat Hanh
:1loveyou: Lieber Moai
Wenn Du denkst es ist geglückt,
kommt der Knochenkopf zurück
Willst Rauchfrei Laufen durch die Welt,
schon hat er Dir ein Bein gestellt,
kann mal passieren,
ist nicht schlimm,
das kriegen wir schon wieder hin.
Aufgestanden Kopf in den Nacken
Und den :evil: bei seinen Hörnern packen.
Denke immer daran die Freiheit ruft
Mit Lebensmut und Frühlingsluft.
Also Moai auf geht’s Du kennst Ja mein Credo.
Liebe Grüße Heino. :winky1:
[url=http://www.ohnerauchen.de/node/4637]Heinos Nichtrauchertagebuch[/url] [i][b][color=red]Letzte Zigarette am 25.10.2010[/i][/b][/color] :danci1: [b][color=blue]Anfangen ist leicht, Durchhalten eine Kunst[/b][/color]
DANKE! Ich habe Euch so lieb! Bis morgen Abend!
:?
Hey Ihr Lieben!
Hier bin ich also wieder. Es hatte mich schwer erwischt. Bis gerade eben habe ich wieder geraucht. Irgendwie war's ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr so schlecht. Ich habe mich etwas gehen lassen, habe ein wenig das Chaos zugelassen, das in mir herrschte. Das hatte sich da schon länger aufgestaut. Mein konkreter Anlass, mir diese eine Kippe anzuzünden vor drei Tagen, war ein enttäuschendes Telefongespräch mit jemandem, den ich eigentlich sehr schätze, und welches mich komplett aus der Bahn warf. Das war am Montagabend. Ich fühlte mich wie betäubt danach.
Dass die Kippen wieder näher gerückt waren, schon in den Tagen zuvor, sehe ich jetzt etwas deutlicher. Insofern war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass mir das jetzt passiert ist. Denn ich war mal wieder einige Zeit lang ziemlich verbissen perfektionistisch gewesen in diesen Tagen. Nichts konnte ich dem inneren Richter in mir recht machen, gleichzeitig versagte ich so oft vor meinen katastrophal hohen Ansprüchen an mich selbst. Als Josefine mir zum Beispiel schrieb, wie gut es sei, was ich den alten Damen in meinem Beruf alles Gutes tue, dachte ich nur an eine Bewohnerin unseres Altenheimes, zu der ich an genau dem Abend, als ich das las, eben nicht besonders freundlich war - weil ich keine Zeit hatte, mal wieder drei Dinge gleichzeitig machen musste und der nächste Patient auch schon drängelte. Als ich diese Worte dann las, schämte ich mich so furchtbar. Ich dachte, ich hätte das nicht verdient, ich sei ein ganz übler Blender.
Darüber hinaus erlebte ich jetzt noch etwas in den drei zurückliegenden Tagen: Es gibt diese selbstzerstörerischen Anteile in mir. Weiß der Geier, wo die herkommen, mittlerweile glaube ich, die gehören vielleicht einfach dazu, vielleicht hat ja jeder Mensch so ' was in sich. Es geht nicht mal um totale Zerstörung, sondern mehr um ein extrem wackeliges und waghalsiges und lustvolles Balancieren auf der Grenze, bei dem man sich schon mal in Gefahr bringt. Auf der anderen Seit ist das etwas, das mir auch hiflt, mich selbst zu spüren. Es macht mir Bereiche meiner Persönlichkeit fühlbar, die sonst verborgen sind. - Wenn ich also durch die Welt renne und mich fühle wie ein reuiger Sünder, der jetzt endlich abstinent geworden ist, dann ist daran etwas Unauthentisches. So will ich mich nicht sehen. Ich las in der letzten Nacht in einer Biographie meines Lieblingsmusikers Lou Reed. Nein, so krass wie er bin ich lange nicht, und ich will das auch gar nicht ausprobieren. Aber es gab in meinem Leben einige Jahre, besonders die vier Jahre, in denen ich Ende der Neunziger in Berlin lebte, in denen ich echt am Abgrund lebte. Und ich denke, es ist an der Zeit, das in mir zu würdigen und zu integrieren statt immer nur so zu tun, als sei ich froh, dass es vorbei ist. Nein, ich bin auch bisschen wehmütig, wenn ich daran denke.
Zigaretten waren und sind für mich der letzte Wahnsinn, den ich mir noch erlauben wollte, nach Alkohol und Drogen, die ich schon lange aufgehört hatte zu benutzen. Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mir immer wieder klar mache, dass ich nüchtern, clean und suchtmittelfrei leben will, nicht aus einer spießig-bieder-sauertöpfischen Moral heraus, mit viel Reue und schlechtem Gewissen, weil ich ja ach so ein böser Bube war. Sondern es ist mir ganz wichtig, das ich die ganze Cleanness aus Gründen der Radikalität, der Konsequenz, der noch mehr als Drogen authentischen Hingabe an Rock'n'Roll mache.
Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Freund, in dem wir übereinstimmend der Meinung waren, dass es ein nicht zu verachtender und ganz schön heftiger Trip ist, eben ganz nüchtern zu sein. Sich nicht wegzudröhnen, sich nicht den Schutzschild von so einer subtilen Droge wie Nikotin überzuziehen sondern sich der Realität zu stellen.
Ich glaube, was ich in meinem Leben in nächster Zeit entwickeln will, ist Kreativität. Ich mag Kunst, Literatur und Musik. Ich spiele selbst eigentlich zwei Instrumente ziemlich gut. Aber ich habe mich immer klein gemacht und nie ernsthaft daran gedacht, da für mich was draus zu machen. Ich töpfere auch ganz gerne und kann auch plastisch arbeiten, das weiß ich, und es macht mir Spaß, aber ich dachte immer (Perfektionismus), ich sollte das lassen, andere können das viel besser als ich. Aber ich vermute, das Selbstzerstörerische (und etliche andere unbewußten Dinge) lassen sich doch in kreativer Arbeit ganz gut ausdrücken.
Für jetzt genug. Ich danke euch von ganzem Herzen für Eure Texte, für Eure guten kostbaren Worte, für eure liebevolle Haltung und Euern Humor.
Auf ein Neues! Bis später. Der Moai
Lieber Moai,
ich muss jetzt einfach ein paar Zeilen schreiben, obwohl ich schon wieder auf dem Sprung bin. Weißt Du, Leben heißt IMMER Veränderung und was heute gut ist, das kann morgen schon ins Gegenteil schlagen. Ich wollte NIE heiraten bis der Mensch kam, dessen Namen ich tragen wollte, dessen Ring ich zeigen wollte, den ich immer neben mir liegen haben wollte ... Ich wollte auch nie einen Kombi - wie schlimm ist das denn? Ich hatte einen Kombi und er war wunderbar ... Ja, lach' nur. Ich habe jetzt wieder was "schnittiges" - aber mein nächstes Auto wird wieder ein Kombi sein - ein Opaauto ... was man da alles reinpacken kann. Ich wollte auch nie Kinder und nun würde ich sterben wollen, wenn mein Kind nicht mehr bei mir wäre. Moai - Leben IST Veränderung und es ist alles so gut, wie es ist. Ich habe auch "schwarze Löcher" in meinem Leben, Dinge, die ich heute mit einer Zornesfalte zwischen den Augen betrachte und mich frage, wie ich das nur tun konnte. Aber diese Dinge haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin und wer weiß denn schon, was noch kommt? Ich bin, wie ich bin und ich habe viele Fehler gemacht und ich werde viele Fehler noch machen. Aber ist das nicht wundervoll? Ja, man ägert sich darüber, aber man wächst auch daraus hervor. Du hast gute Tage und auch schlechte. Ohne Licht gibt es keinen Schatten ... Bleib' wie Du bist, sei wie Du bist. Alle Dinge, die Dir passierten, haben Dich zu dem Menschen gemacht, den ich hier im Forum gefunden habe und den ich wirklich mag. An seine Gesundheit zu denken mag ein Aspekt der "Alten" sein ... es ist vernüftig ... Doch es ist jetzt die Zeit gekommen, Dein Projekt anzugehen. Und es liegt immer im Auge des Betrachters, wie er es empfindet, was Du gerade tust. "Und Ich mach mein Ding,
egal was die anderen sagen.
Ich geh meinen Weg,
ob gerade ob schräg, das ist egal. Ich mach mein Ding,
egal was die anderen labern,
Was die Schwachmaten einem so raten,
das ist egal -
ich mach mein Ding ...
" Fällt mir gerade ein. Hat unser Udo mal gesungen - irgendwann.
Jetzt schmeiß die Zigaretten weg, zünde mit dem Feuerzeug nur noch Duftkerzen an und wenn Du mal wieder denkst, Du bist nicht gut, wie Du bist, dann schieb' den Gedanken weg. Du kannst das und Du schaffst das auch. Und Menschen, die uns verletzen ... die werden leider niemals aussterben. Aber deswegen Drogen nehmen? Ist es das wert? Nein, liebe Moai ...
Josefine
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Josefines Welt
Hi nochmal!
Jawohl! Die letzte geraucht vor anderthalb Stunden und dann ein Räucherstäbchen angezündet.
Liebe Grüsse und tausend Dank. Deine Worte tun echt gut, Josefine. Etwas wackelig fühle ich mich schon, aber insgesamt wieder ganz gut. Gruss.
Nachtrag:
Komme gerade vom Arzt - unwichtig ... Auf jeden Fall saß dort ein süßes Omchen mit ihrem Gatten, beide hochbetagt. Und das Omchen dachte wohl, wenn sie nicht gut hört, dann hört auch sonst niemand gut und schrie denn Gatten dann dauernd an und ließ somit die kpl. Arztpraxis an ihren Gedanken teilhaben. Ich musste still in mich hineinlächeln und dachte an Dich dabei. Du hättest ihr sicherlich gut gefallen. Und da spürte ich so bei mir, dass ich Dich schon mit in mein reales Leben genommen habe. Dich und viele andere auch, die ich in bestimmten Situationen quasi neben mir stehen sehe ... Könnte sein, dass ich meine Sauerstoffzufuhr durch das nichtrauchen überdosiert habe ...
oder einfach, dass es immer wichtig sein wird, was WIR hier im Forum so im Leben leben. Mach's gut und pass' auf Dich auf.
Josefine :1loveyou:
Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Josefines Welt
hey: freut mich für Dich!
Freut mich zu lesen, dass Du's so schnell wieder anpacken kannst.
Heute ist ein guter Tag, wußte ich's doch!
O-ber-cool seit dem 8.8.2010
Liberté toujours
Und, typisch ich, habe ich vergessen zu sagen, :oops:
Vielen Dank für Dein Vertrauen, dass Du all das von Dir erzählst! Du bist ein Supertyp! Bis balb mal, ich wünsche Dir viel Energie und eine extra Portion Sturheit!
O-ber-cool seit dem 8.8.2010
Liberté toujours
ich habe gerade mal so Gedanken....
Zerstörung ist ja erst mal was gutes. Man macht kaputt was man nicht gut findet.
So werden ja auch schon im Sandkasten die Probleme ganz schnell gelöst. Keine Umwege.
Auf jeden Fall gut ist, dass das Problem angegangen wird.
Zwischen Drahtseilakt und Selbstzerstörung sehe ich einen grossen Unterschied.
Selbstzerstörung kann nicht gut sein. Ausser sie bewirkt irgendwie eine Veränderung, die aber nicht in der Selbstzertörung endet.
Ich finde deine Idee kreative Bereiche zu erschließen super! Das ist ja so als würdest du noch auf einem zweiten Planeten leben. (Für mich ist das mit Musik so und ich mag meinen zweiten Planeten sehr!).
Nehmen wir mal an man hat ein Problem und kriegt es nicht aus dem Kopf. Man muss aber auch mal abschalten. Dann kann man Drogen nehmen - natürlich mit allen Nachteilen, die das so mit sich bringt auf lange Sicht.
Andererseits, wenn man meditiert oder sich z.B. auf seinen Atem konzentriert, ist das Problem in dem Moment schon mal nicht da. Einfach weil man etwas anderes tut. Man hat sich entspannt. Ohne Nebenwirkungen.
Genauso ist es mit Musik. Musik ist eine Welt für sich. Und die tut unheimlich gut. Auch mit anderen Leuten Musik zu machen. Es ist eine ganz andere Art der Kommunikation.
Mir sagt das sehr viel. Wenn ich z.B. jemanden Musik machen höre - sagen wir mal nur zwanzig Sekunden - dann kenne ich den schon ganz gut. Das ist also eine sehr vielsagende Sprache. Aber du kennst das ja vielleicht auch selber schon.
Hm, komisch die Sache mit dem Perfektionismus bei dir. Ist doch völlig egal, ob man gut ist oder nicht und ich finde dass man mit relativ einfachen Mitteln oft alles wesentliche sagen kann. "Gut" sein kann auch behindern, viel üben z.B. im negativen Sinne konditionieren.
Ist zwar auf jeden Fall sehr hilfreich ein guter Handwerker zu sein - aber ich finde das ist nur zweitrangig wichtig.
Die Frage ist auch: Was ist eigentlich gut? Für mich auf jeden Fall nicht jemand, der bewundert wird, weil er seine Finger gut bewegen kann, weil er viel geübt hat. Sondern z.B. eher jemand der Intuition hat. Der ist sogar wichtig.
Ja, du kannst alle möglichen Sachen, die in dir sind, super ausdrücken in kreativer Arbeit. Und man kann sich dem Leben von einer ganz anderen Seite aus nähern. Also ich will nur mal sagen, für mich ist das total wichtig - und mir würde ohne was fehlen. Das ist glaube ich eine gute Idee von dir das mal mehr zu kultivieren!
toll, dass du wieder aufgehört hast zu rauchen, das kann nur richtig sein, :applaus:
Maximilian
"Wieso soll ich mich jetzt mit einer Zigarette bestrafen, ich hab doch grade nix böses getan" - rauchfrei seit: 1.1.2020
Hallo Moai!
Ich habe leider nicht viel Zeit.... aber dennoch möchte ich dir schreiben und dir sagen, wie toll ich das finde, dass du weitermachst! Du bist wirklich besonders und das ist richtig cool!
Letztens war ich auf einer Feier, auf der ich jemanden kennengelernt habe. Wir unterhielten uns über Musik und Festivals und sowas und da kamst du mir in den Sinn. Keine Ahnung warum, aber ich dachte an dich und dass ich mir dich so vorstelle
derjenige war sehr nett und er sprach so bedacht irgendwie, das gefiel mir. Ergo: es waren tolle Gespräche und eine coole Fete.
Ich las gestern von Josefine und der Arztpraxiswarteraumszene mit dem Ömchen, .... dass sie dich mit in die Realität genommen hat
Das habe ich hier auch mit mehreren. Verrückt :mrgreen:
Moai, du bist toll! Es ist schön, dass du Teil dieser Gemeinschaft bist!!!! Du bereicherst ungemein.
Übrigens: Kennst du "Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron? Super Buch!
Man könnte meinen, ich werde für all die Bücherwerbung bezahlt
Ich schöre dass dem nicht so ist :aubacke1:
ich liebe bloß einfach Bücher, fast egal welches Genre....
Überings ist das richtig schön, was Maximilian und du über Musik schreibt. Musik ist ein so wichtiger Teil meines Lebens. Von mir. Musik ist Magie...
Ein schönes Wochenende wünsche ich dir... mit Frieden im Herzen.
„Menschen haben es schwer ihr Leiden loszulassen. Aus Angst vor dem Unbekannten bevorzugen sie Leiden, das ihnen vertraut ist.“
– Thich Nhat Hanh
Seiten