es war zuviel an leid und schmerz. soviel kann ich nicht ertragen. die frage, wann das alles ein ende hat und anfängt, sich leichter und sinnvoller anzufühlen, hing ständig unbeantwortet über mir.

die zigarette eben hatte noch nichtmal den erlösenden effekt, den ich mir versprochen habe. die schuldgefühle sind riesig.

ich muss mich neu sortieren und mein leben wieder lebenswert gestalten.

macht es gut!

hallo an alle, hallo tagebuch,

menki is back !

der tag gestern mußte wohl so sein. irgendwie deckt sich das mit meinem bisherigen leben: ich gehe immer den schlimmsten weg, um zum ziel zu kommen. alles muss richtig weh tun, damit es bei mir wirkt.

ich will nicht so viel über meine vergangenheit schreiben, denn vieles davon ist erledigt und das ist gut so. aber ich habe schon einmal eine schlimme sucht besiegt, und die erinnerung daran kam gestern aus dem nichts angesprungen.
vor etwa 15 jahren hatte ich bulimie. ich habe zwei jahre therapie gebraucht, um den mist hinter mir zu lassen. das erste jahr wurde immer schlimmer statt besser, bis ich die kraft hatte, meinen therapeuten zum teufel zu schicken. mitten in der behandlung den therapeuten wechseln ist wirklich ein kraftakt, aber es hat mir das leben gerettet. von der ersten minute bei dieser wundervollen frau, die mich das zweite jahr begleitet hat, fühlte ich mich verstanden und angenommen. sie hat mir geholfen, meinen eigenen weg zu finden, mit der eßstörung umzugehen.
ich habe heute nicht gerade ein "normales" eßverhalten. vieles erinnert noch an damals, z.b. schlinge ich immer noch statt langsam und genußvoll zu essen. ich werde rasend vor wut, wenn ich extrem hungrig bin und lammfromm, wenn ich satt bin.
ich hatte aber nie wieder eine freßattacke. ich kann nicht genau sagen, ob ich geheilt bin oder die dinge nur unter kontrolle habe. das ist mir auch egal, hauptsache, ich schade mir nicht länger.

dieser kampf jetzt gegen die zigarette ist ähnlich und doch ganz anders. bei der eßstörung kann man ja nicht einfach aufs essen verzichten, man muss einen vernünftigen umgang damit lernen. das ist auch die sache, die es mir jetzt mit dem rauchen so schwer macht: das NIE WIEDER.

im hinterkopf lockt die sucht mit ihrem versprechen: rauch eine, dann geht es dir besser.
so blöd es sich anhört, aber ich bin froh, dass ich gestern zum automaten gefahren bin, eine schachtel gekauft habe, mich im garten an meinen "rauchplatz" gesetzt habe, die zigarette angezündet habe, einen zug genommen habe - und nichts gespürt habe...
es schmeckte nach...verbranntem, verkohltem, komischen...
nochmal ziehen...sieben sekunden sind um...warum passiert da nix?
doch...halt...da passiert was...im OHR!!!... es pfeift..tinnitus!
ogott, ich schade meinem körper, er wehrt sich!
noch ein paar züge, es wird nicht besser, also weg mit dem ding.

ich bin noch eine zeitlang mit mir selbst alleine, dann kommt der wunderbarste mann von allen. ich erzähle ihm, was ich fühle. wir reden lange, oder besser, ich rede und er hört zu.
er sagt: ich rauche jetzt auch mal eine, ich will wissen, um was es eigentlich geht.
wir stecken uns beide eine an. er zieht...hustet, spuckt, macht das ding aus.
ich ziehe...sofort wird mir schwindelig. aus mit dem ding.

wir gucken uns an, lachen, rennen ins bad, um sofort die zähne zu putzen. das ist ja wohl das ekelhafteste, was ich seit langem geschmeckt habe.

mein körper hat mir zweimal deutlich gezeigt, dass er die kippe nicht mehr will. damals, bei den freßanfällen, hat er mir auch gezeigt, was ich ihm antue. mein körper ist weiser als ich, ich werde auf ihn hören, ich hab schließlich nur diesen einen.

den rest des tages war ich mit meinen widersprüchlichen gedanken beschäftigt. ich habe die laufschuhe angezogen und bin gejoggt. nichts hilft mir mehr, den kopf frei zu kriegen.

das thema rauchen war den rest des tages tabu zwischen gg und mir. ich brauchte auch erstmal eine pause davon.

ich habe noch ganz lange am pc gesessen und versucht, soviel wie möglich über die sucht und den enzug zu lesen. ich will immer alles wissen, ich will verstehen, was in mir vorgeht. ich nehme nichts hin, ich hinterfrage alles. ich muss ganz tief und fest von einer sache überzeugt sein, dann setze ich mich mit aller kraft ein.

und vor allem: verbote wirken nicht. was verboten ist, mache ich garantiert.

jetzt liegt die schachtel an meinem rauchplatz. ich kann rauchen, wenn ich unbedingt will. aber warum sollte ich? damit es ihm ohr rauscht, mir schwindelig wird und ich ein pelziges gefühl auf der zunge habe?
ich werde die schachtel nicht wegwerfen. ich fühle mich besser, wenn sie in meiner nähe bleibt.

ich konnte zum ersten mal ins bett gehen, ohne die gute-nacht-zigarette zu vermissen. ich hätte sie ja rauchen können, lag ja draußen, der tag war eh im eimer.

nein, ich wollte sie nicht, auch heute morgen nicht, nach dem frühstück nicht und überhaupt keine von den anderen. keine!

gg belauerte jede meiner handlungen. vorhin hat er dann ganz zaghaft gemeint, er wäre sich sicher gewesen, dass ich heute morgen wieder rauchen würde. nein, das werde ich nicht tun.

die zigarette gestern war die wichtigste meines lebens. jetzt kann mich meine erinnerung an glückliche rauchmomente mal gern haben. alles gelogen!!!

ich werde die nächste zeit noch schwierigkeiten haben, weil ein ungleichgewicht in meinem körper herrscht. das sind reale fakten, die kann ich akzeptieren. ich habe übereinstimmende berichte gefunden die besagen, dass dieses ungleichgewicht noch ca. vier wochen anhält und dann besser wird.
vier wochen, das hört sich nach einer überschaubaren zeit an. wenn jetzt wieder die große leere und traurigkeit ausbricht, habe ich die gewißheit, dass es sich zumindest mit einer zigarette nicht bessert.

der tag gestern hat sehr weh getan, aber er war "mein" tag.

....ähäm...frage...was mache ich denn jetzt mit meinem elch? strenggenommen muss ich ja gestern irgendwann am nachmittag neu starten. aber da sträubt sich alles in mir. gg meint, ich muss neu anfangen, sonst würde ich mogeln. was meint ihr? muss ich, oder muss ich nicht?

glückliche grüße,
menki

hallo sil,

[quote:07d9a8ba71="Silverknight"]Mit Deinem Elch... frag' Deine innere Stimme. [/quote:07d9a8ba71]
ich sehe die am samstag gerauchten höchstens fünf züge inzwischen als therapeutisch notwendig und habe meinen elch nicht zurückgestellt.
ohne diesen moment der schwäche könnte mir mein suchtgedächnis jetzt immer noch einreden, mit rauch wäre das leben schöner.
das geht jetzt nicht mehr, da ich das gegenteil ja erlebt habe.

ich habe seit dem horror-nachmittag samstag zwei rundum schöne tage gehabt. klar kommt der gedanke "jetzt rauch ich eine" immer wieder angeflogen, aber dann grins ich mir eins, nehme den gedanken amüsiert zur kenntnis und gehe zur tagesordnung über.

als ich vor zehn!!!! tagen, 11 stunden und 23 minuten gestartet bin, war ich ja von der ganzen sache gar nicht überzeugt. seit samstag, als mein körper so heftig reagiert hat (und es waren "nur" light-zigaretten, noch nichtmal meine gewohnte dröhnung), ist mir der weg klar geworden.

[quote:07d9a8ba71="Silverknight"]Ich kämpfe seit mehreren Tagen gegen die sog. "glücklichen Rauch-Momente" an... immer wieder und immer sehr heftig. [/quote:07d9a8ba71]

ich denke, das wird mit jeder situation, die wir künftig ohne rauch erleben, stück für stück einfacher.
es gibt auch noch momente, die kann ich mir ohne rauch nicht vorstellen, z.b. im garten auf der liege in der sonne mit buch, kaffee und zigarette. das ist so eine art "gesamtkunstwerk", wie soll das ohne kippe gehen? keine ahnung, und bei dem wetter zur zeit wird dieser moment wohl bis zum nächsten jahr warten müssen.

ich habe heute ganz bewußt den feierabendverkehr erlebt. die zigarette wurde sonst angesteckt, bevor ich den motor gestartet habe. das rauchen im auto war ganz selbstverständlich.
heute bin ich zum ersten mal seit rauchstop völlig ruhig geblieben beim fahren. sonst habe ich immer geschimpft und mich aufgeregt, mir fehlte da mein "ruhigsteller".
ich fand das jedenfalls richtig schön, mich nicht aufregen zu müssen.

wahrscheinlich muss man alles erstmal irgendwie ohne rauch durchgestanden haben.

lg,
menki

[quote:d82514652b="Silverknight"]Die Gedanken drehen sich im Moment nur um "Gesamtkunstwerke" wie Deine genannte Liege in der Sonne[/quote:d82514652b]

hallo sil,

mein bevorzugter rauchplatz zu hause war auf der terrasse mit blick in den garten. ich liebe diesen garten und verbringe eigentlich jede freie minute in den beeten.
aber seit ich nicht mehr rauche, meide ich den garten. gg meinte vorhin, wir würden den garten jetzt gar nicht mehr brauchen...

ich meide situationen, in denen ich mich noch nicht sicher fühle. es reicht mir schon, dass mein schreibtisch im büro von mir ganz selbstverständlich als rauchfreie zone angesehen wird. selbst in meinem auto überkommt es mich nicht vor. da fällt mir ein: ich muss es jetzt wirklich mal von innen sauber machen. der aschenbecher ist zwar leer, aber es müffelt immer noch rauchig.

[quote:d82514652b="Silverknight"]Ich freue mich auf jeden Fall, dass Du wieder "an Deck" bist, mach weiter so!! [/quote:d82514652b]

ich bin auch heilfroh, dass ich die kurve wieder gekriegt habe. hoffentlich wird das nächste wochenende wieder normal. die zwei wochenenden bisher waren nicht so prall. zuerst die harten zwei tage des körperlichen entzuges und dann das spektakel vom letzten samstag...
ich würde mich sehr über etwas ruhe freuen.
wenn das wetter gut wird, könnte ich mich mal wieder im unkraut austoben. dabei könnte ich dann auch gleich wieder neue freundschaft mit dem garten schließen.

mein elch sagt:
11 tage 6 stunden 22 minuten

im hinterkopf habe ich immer den versuch vor zwei jahren, als ich nach 24 tagen aufgegeben habe. ich glaube, wenn ich diese hürde schaffe, bin ich übern berg.

auf jeden fall merke ich, dass die pillen vom doc sehr gut wirken. ich fühle mich fast durchgehend entspannt und der sache gewachsen, selbst wenn es tagsüber auf der arbeit mal wieder drunter und drüber geht. situationen, in denen ich sonst wie selbstverständlich zur "entspannungs-zigarette" gegriffen hätte, sind gar nicht mehr so stressig. liegt vielleicht daran, dass der zusätzliche stress durch die entzugserscheinungen der vorherigen kippe nicht mehr da sind.

dazu habe ich einen netten spruch gefunden:
raucher sind wie leute, die sich ständig selbst auf den daumen hämmern weil es so schön ist, wenn der schmerz nachläßt.

schön gaga, nicht?

in diesem sinne,
gar nicht behämmerte grüße,
menki